Uniformierung der Mannschaften
Kopfbedeckungen
Da die bisher getragenen, für die bayerischen Armee charakteristischen Raupenhelmmodelle der Jahre 1845 und 1861 zu schwer für die Infanterie befunden wurden (so erlaubte Prinz Karl am 5.6.1866 der Infanterie das Tragen der Schirmmütze), empfahl eine Kommission ein neues Modell 1868, das am 2. Februar 1868 genehmigt wurde. Auch dieses sollte mit einer Raupe versehen an die typischen bayerischen Helme erinnern.
Infanteriehelm M68 mit Maßangaben und Detail der Riemenaufhängung (Zeichnung von Louis Braun) |
Infanteriehelm M68 von vorne und hinten, rechts für Schützen (Zeichnung von Louis Braun) |
Der aus schwarzem Leder hergestellte Helm hatte von der Mitte aus gesehen eine Höhe von 12,16 cm sowie einen Augenschirm von 5,67 cm und einen Nackenschirm von 4,25 cm Breite (jeweils in der Mitte gemessen). Messingeinfassung des Augenschirms in einer Breite von 6 mm.
Das Helmfutter aus schwarzem Glanzschaftleder wurde außen am Helm vernäht und mittels eines durch Messingösen geführten schwarzen Bandes fixiert. Königlicher Namenszug – ein gotisches ‚L‘ für Ludwig I. – aus Messing von 6,48 cm Höhe, in einem Abstand von 8 mm darüber eine Messingkrone von 3,64 cm Höhe und 4,86 cm Breite. Kokarde aus gefaltetem Messing mit einem Durchmesser von 3,84 cm – die Mitte wurde etwa 4 mm breit blau bemalt, der Rand war mittels Silbergalvanisierung weiß. Schützen trugen eine 6,86 cm hohe, grüne Huppe als Auszeichnung.
An den Seiten Löwenköpfe aus Messing mit einer Höhe von 4,45 cm, an denen 1,62 cm breite Messingringe befestigt waren. Die in den vorherigen Helmmodellen gebräuchlichen Schuppenketten wurden nun durch schwarze, 2 cm breite Lederriemen ersetzt, die an den Ringen der Löwenköpfe befestigt waren.
Emblem und Kokarde vom Helm M68 |
Die Helmraupe wurde aus einem Rohrgeflecht angefertigt, das mit schwarzer Leinwand überzogen war. In diese Leinwand sollten schwarze Wollfransen aufgenäht werden. Die Raupe sollte vorne eine Höhe von 8,9 bis 9,73 cm und in der Mitte ein Breite von 7,7 bis 8,5 cm haben. Nach Befestigung mittels messingnen Bügeln sollte die Raupe vorne am Kreuz des Reichsapfels der Krone beginnen und hinten 6 mm unterhalb des Helmrandes abschließen. Allerdings wurde schon früh die ungenügende Befestigung der Raupe bemängelt, die im Laufe eines Gefechts oder beim Unterqueren von Bäumen und Büschen leicht verloren gehen konnte.
Schirmmütze um 1848 |
Schirmmütze um 1866 (Ausstellung Ingolstadt) |
Ende Juni 1870 waren genügende Helme M/68 angefertigt, so dass mit der Ausgabe an die Truppen begonnen werden konnte. Allerdings bekamen mit Verfügung vom 5. Juli 1870 die Jägerbataillone den Vorrang und erst im Anschluss an diese sollten alle Unteroffiziere und 280 Füsiliere bzw. 80 Schützen jedes Feldbataillons Infanterie mit dem neuen Modell ausgerüstet werden – jedoch erfolgte dies tatsächlich erst bei den, nach Kriegsbeginn nachrückenden Truppen. Daher waren bei der Infanterie auch die älteren Modelle M/61, bei dem zumindest die Schuppenketten durch glatte Lederbänder ersetzt werden sollten, sowie M/45 während des Feldzuges in Frankreich in Gebrauch. Beide Vorläufer unterschieden sich vom 1868er Helm visuell schon dadurch, dass sie höher waren und keine Einfassung des Augenschirms aus Messing hatten.
Neben dem Helm führten die Mannschaften auch noch eine einfache Schirmmütze, deren Muster aus dem Jahr 1838 unverändert blieb.
Waffenrock
Der Waffenrock M/60 war hellblau und einreihig mit 9 Knöpfen zu schließen. Er entsprach weitgehend dem Modell aus dem Jahr 1847, sollte jedoch weiter geschnitten sein, um den Soldaten mehr Bewegungsspielraum zu gestatten. Regimentsspezifische Farben auf Kragen und Ärmelaufschlägen sowie bei den Knöpfen. Ausgeschnittener Kragen, dessen obere, abgerundete Ecken 6 cm auseinander stehen sollten. Hellblauer oder roter Kragenvorstoß.
Rockschöße von einem radförmigen Schnitt sollten die Oberschenkel bedecken und waren für die Infanterie nicht mit einem Schlitz versehen. Hellblaues Tuchfutter wurde in die Schöße eingenäht. Diese Schöße wurden eigenmächtig und auch aus Gründen der Sparsamkeit ohne Genehmigung bis zum Feldzug gekürzt. Scharlachroter Vorstoß entlang der Vorderseite.
Das Besondere im Modell 1860 war infolge der neu eingeführten Tragweise der Ausrüstungsgegenstände an Gürteln das Wegfallen der alten Schulterklappen. Als Sicherung zum Abrutschen der Riemen waren bei der Infanterie scharlachrote Wings an den Achseln angebracht, die in der Mitte etwa 1,22 cm hoch sein sollten. Somit verschwanden auch die ursprünglichen Knöpfe auf den Schultern, nur bei den Schützen verblieb der Knopf auf der rechten Schulter, da dort die Schützenschnur fixiert wurde. Schützen sollten mit Verordnung vom 14. August 1869 jedoch nicht mehr das bisher übliche grüne Schnurgeflecht tragen, sondern nur noch ein grünes Band, an dem eine kleine Signalpfeife befestigt wurde. Das Band mit zwei Quasten an den Enden wurde am zweitobersten Knopf des Waffenrocks mit einer Schleife fixiert. Damit entfiel auch der Knopf auf der rechten Schulter.
Rock der Linieninfanterie um 1866 (aufgenommen in der Ausstellung '1866' im Armeemuseum Ingolstadt) |
Die Unterscheidungsmerkmale der Regimenter waren wie folgt:
Kragen und Aufschlagfarbe | Knopffarbe | Kragenvorstoß | |
Infanterie-Leib-Regiment | Scharlachrot | Weiß | Hellblau |
1. Infanterie-Regiment König | Krapprot | Gelb | Hellblau |
2. Infanterie-Regiment Kronprinz | Schwarz | Gelb | Rot |
3. Infanterie-Regiment Prinz Karl | Scharlachrot | Gelb | Hellblau |
4. Infanterie-Regiment | Hellgelb | Weiß | Hellblau |
5. Infanterie-Regiment | Rosenrot | Weiß | Hellblau |
6. Infanterie-Regiment | Scharlachrot | Weiß | Hellblau |
7. Infanterie-Regiment | Rosenrot | Gelb | Hellblau |
8. Infanterie-Regiment | Hellgelb | Gelb | Hellblau |
9. Infanterie-Regiment Wrede | Karmesinrot | Gelb | Hellblau |
10. Infanterie-Regiment | Karmesinrot | Weiß | Hellblau |
11. Infanterie-Regiment | Schwarz | Weiß | Rot |
12. Infanterie-Regiment | Orangegelb | Weiß | Hellblau |
13. Infanterie-Regiment | Stahlgrün | Weiß | Rot |
14. Infanterie-Regiment | Stahlgrün | Gelb | Rot |
15. Infanterie-Regiment | Orangegelb | Gelb | Hellblau |
Mit Erlaß vom 20. Dezember 1856 entfiel der bei den Soldaten wenig beliebte Spenser und ihnen wurde stattdessen ein dritter Waffenrock als auszulieferndes Monturstück bewilligt.
Hosen und Schuhe
Bei den Tuchhosen war zum Krieg von 1870/71 noch das mit Erlass vom 27. Januar 1860 modifizierte Modell aus dem Jahr 1847 gültig. Diese waren hellblau und hatten für die Infanterie zwei Millimeter breite rote Vorstöße entlang der Außennähte. Sie hatte einen Schlitz und sollte seit 1860 aus Gründen der bequemeren Tragweise weiter geschnitten sein. Auf beiden Seiten zwei Taschen aus ungebleichter Leinwand, die über 40cm tief waren. Ihre etwa 7cm breite Öffnung wurde mit einer Tuchleiste und einem Knopf verschlossen.
Aufgrund der wahrscheinlichen und auch beobachteten Ungleichheit in der Farbgebung von Waffenrock und Hose haben ranghohe Militärs schon in den 1840er und 1850er Jahren für die Einführung einer dunkelgrauen Hose plädiert - ähnlich wie bei der Preußischen Armee. Allerdings wurde dieses Anliegen bis 1870 - auch aus finanziellen Gründen - nicht umgesetzt.
Daneben hatten die Soldaten eine Hose gleichen Schnittes aus weißem Leinen, die für den Hofdienst gedacht waren. Sie waren auch für den Sommerdienst gedacht, allerdings dürften sie im Feldzug gegen Frankreich eher selten getragen worden sein.
Infanterist im Mantel (aus Verordnungs-Blatt 1868) |
Noch im Feldzug von 1870 marschierten die bayerischen Infanteristen mit Bundschuhen mit Schäften aus, obwohl eine Kommission schon 1847 die Einführung von Halbschaftstiefeln anregte. Die Sohlen der Bundschuhe waren, abhängig von der Größe, mit 70 bis 90 Eisenstiften genagelt. Gemäß der Verordnung vom 18. Januar 1863 sollten die Infanteristen ihre Hosen in die Schäfte der Schuhe stecken, und zwar unter Legen einer Falte an der Außennaht nach hinten. Die Fixierung erfolgte über sogenannte Strupfen, die auch unter den Schuh geführt wurden und mittels einer Schnalle verschließbar waren.
Eine Anmerkung im Werk von Müller/Braun weist auf die Probleme der Montur- und Rüstungsdepots vor Feldzügen hin, für die Soldaten passende Schuhe auszugeben - stattdessen wurden meist nur zwei Größen, nämlich die Kleinste und die Größte zur Auswahl gestellt. Das Resultat waren laut Müller/Braun eine hohe Zahl von Marschunfähigen gleich zu Beginn des Feldzuges.
Mantel
Der Erlaß vom 27. Januar 1867 verordnete die Einführung eines neuen Mantelmodells, das auch noch im Feldzug von 1870 Gültigkeit besaß. Er war aus dunkelgrauem Tuch gefertigt und mit ungebleichter Leinwand bis zur Hüfte und in den Ärmeln gefüttert. An der linken Vorderseite war in das Futter eine Tasche eingearbeitet. Geschlossen wurde der Mantel mit weißen Knöpfen, die beiden Vorderteile konnten fast 30 cm übereinander geschlagen werden. Neu waren ab 1867 zwei Haken, in die ähnlich wie bei der Französischen Armee die Mantelschöße eingehängt werden konnten.
Umschlagkragen, der hoch geschlagen die Ohren des Soldaten vollständig bedecken sollte. Dieser Kragen war aus dem hellblauen Stoff des Rockes gefertigt, mit dunkelgrauem Mantelstoff unterlegt und mit rotem Vorstoß versehen. Abgerundete Spitzen ähnlich dem Waffenrock. Auf dem Kragen eine Tuchlitze nach Abzeichenfarbe, die mit Knöpfen auf beiden Kragenseiten fixiert werden konnte. Nur bei den Infanterie-Regimentern 2, 11, 13 und 14 waren diese Litzen rot unterlegt und eingefasst, bei allen anderen Regimentern hatten die Litzen keinen Vorstoß.
Auf dem Marsch wurde den Soldaten genehmigt, den zusammen gerollten Mantel um den Tornister zu legen und an den Tornisterschlaufen zu fixieren. Ansonsten und vor allem vor dem Feind sollte der Mantel „en banoulière“ zusammengerollt und an den Enden fixiert von der linken Schulter zur rechten Hüfte hin über dem Tornister getragen werden.
Klagen in den Wintermonaten 1870/71 über Mäntel aus zu dünnem Stoff führten zur Ausgabe von gefütterten Tuchkapuzen. Die Truppen vor Paris erhielten auch Pelzmäntel, die sie über ihre Tuchmäntel anzogen.
Sonstige Uniformstücke
Als Halsbinde wurde mit Erlass vom 11. Mai 1866 endgültig die vorher schon genehmigte schwarze Tuchkrawatte mit weißem Rand aus Leinen genehmigt; diese wurden mit einer Schnalle am Hals fixiert. Jeder Infanterist sollte mindestens drei Reservekrawatten mitführen.
Hemd und Unterhosen aus umgebleichter Leinwand. Im Winter des Krieges von 1870 wurden Unterhosen und Hemden aus Wolle ausgegeben. Außerdem war bei der bayerischen Infanterie noch in den 1860er Jahren die seit 1831 gebräuchliche Leibbinde aus weißem Boy-Stoff in Verwendung. Die Leibbinde war fast 1,20 m lang und in der Mitte 46 cm breit.