Nach dem verlorenen Feldzug von 1866 an der Seite Österreichs bestand die bayerische Infanterie gemäß Verordnung vom 10. Mai 1868 aus sechzehn Regimentern mit je drei Bataillonen, die wiederum aus vier Kompanien zusammengesetzt waren.
Organisation
Zum Ausmarsch in den Feldzug von 1870 bestand jedes Infanteriebataillon aus:
- 1 Major oder Oberstleutnant als Kommandeur
- 1 Stabshauptmann
- 1 Adjutant
- 1 Regiments- oder Bataillonsarzt
- 1 Regiments- oder Bataillonsquartiermeister
- 4 Hauptleuten als Kompaniechefs
- 4 Oberleutnants
- 8 Unterleutnants
- 4 Offiziers-Aspiranten
- 1 Feldwebel
- 3 Sergeanten
- 1 Listenführer
- 3 Korporale 1. Klasse
- 3 Korporale 2. Klasse
- 4 Vizekorporale
- 3 Spielleute
- 2 Pioniere
- 12 Gefreite
- 968 Gemeine (inkl. Offiziersdiener)
Der mobile Regimentsstab bestand aus dem Regimentskommandeur und dem Adjutanten sowie mehreren Schreibern.
Mit dem Bataillon sollte als Fuhrpark ein vierspänniger Offizierswagen, ein Wagen für Lebensmittel, einer für Monturen, einer für sonstige Vorräte sowie ein zweispänniger Arznei-/Verbandwagen geführt werden. Gesonderte Munitionswagen waren nicht vorgesehen, eine Versorgung mit dieser erfolgte aus der nachfolgenden Munitionskolonne des Divisionsparks.
Uniformierung der Mannschaften
Kopfbedeckungen
Da die bisher getragenen, für die bayerischen Armee charakteristischen Raupenhelmmodelle der Jahre 1845 und 1861 zu schwer für die Infanterie befunden wurden (so erlaubte Prinz Karl am 5.6.1866 der Infanterie das Tragen der Schirmmütze), empfahl eine Kommission ein neues Modell 1868, das am 2. Februar 1868 genehmigt wurde. Auch dieses sollte mit einer Raupe versehen an die typischen bayerischen Helme erinnern.
Infanteriehelm M68 mit Maßangaben und Detail der Riemenaufhängung (Zeichnung von Louis Braun) |
Infanteriehelm M68 von vorne und hinten, rechts für Schützen (Zeichnung von Louis Braun) |
Der aus schwarzem Leder hergestellte Helm hatte von der Mitte aus gesehen eine Höhe von 12,16 cm sowie einen Augenschirm von 5,67 cm und einen Nackenschirm von 4,25 cm Breite (jeweils in der Mitte gemessen). Messingeinfassung des Augenschirms in einer Breite von 6 mm.
Das Helmfutter aus schwarzem Glanzschaftleder wurde außen am Helm vernäht und mittels eines durch Messingösen geführten schwarzen Bandes fixiert. Königlicher Namenszug – ein gotisches ‚L‘ für Ludwig I. – aus Messing von 6,48 cm Höhe, in einem Abstand von 8 mm darüber eine Messingkrone von 3,64 cm Höhe und 4,86 cm Breite. Kokarde aus gefaltetem Messing mit einem Durchmesser von 3,84 cm – die Mitte wurde etwa 4 mm breit blau bemalt, der Rand war mittels Silbergalvanisierung weiß. Schützen trugen eine 6,86 cm hohe, grüne Huppe als Auszeichnung.
An den Seiten Löwenköpfe aus Messing mit einer Höhe von 4,45 cm, an denen 1,62 cm breite Messingringe befestigt waren. Die in den vorherigen Helmmodellen gebräuchlichen Schuppenketten wurden nun durch schwarze, 2 cm breite Lederriemen ersetzt, die an den Ringen der Löwenköpfe befestigt waren.
Emblem und Kokarde vom Helm M68 |
Die Helmraupe wurde aus einem Rohrgeflecht angefertigt, das mit schwarzer Leinwand überzogen war. In diese Leinwand sollten schwarze Wollfransen aufgenäht werden. Die Raupe sollte vorne eine Höhe von 8,9 bis 9,73 cm und in der Mitte ein Breite von 7,7 bis 8,5 cm haben. Nach Befestigung mittels messingnen Bügeln sollte die Raupe vorne am Kreuz des Reichsapfels der Krone beginnen und hinten 6 mm unterhalb des Helmrandes abschließen. Allerdings wurde schon früh die ungenügende Befestigung der Raupe bemängelt, die im Laufe eines Gefechts oder beim Unterqueren von Bäumen und Büschen leicht verloren gehen konnte.
Schirmmütze um 1848 |
Schirmmütze um 1866 (Ausstellung Ingolstadt) |
Ende Juni 1870 waren genügende Helme M/68 angefertigt, so dass mit der Ausgabe an die Truppen begonnen werden konnte. Allerdings bekamen mit Verfügung vom 5. Juli 1870 die Jägerbataillone den Vorrang und erst im Anschluss an diese sollten alle Unteroffiziere und 280 Füsiliere bzw. 80 Schützen jedes Feldbataillons Infanterie mit dem neuen Modell ausgerüstet werden – jedoch erfolgte dies tatsächlich erst bei den, nach Kriegsbeginn nachrückenden Truppen. Daher waren bei der Infanterie auch die älteren Modelle M/61, bei dem zumindest die Schuppenketten durch glatte Lederbänder ersetzt werden sollten, sowie M/45 während des Feldzuges in Frankreich in Gebrauch. Beide Vorläufer unterschieden sich vom 1868er Helm visuell schon dadurch, dass sie höher waren und keine Einfassung des Augenschirms aus Messing hatten.
Neben dem Helm führten die Mannschaften auch noch eine einfache Schirmmütze, deren Muster aus dem Jahr 1838 unverändert blieb.
Waffenrock
Der Waffenrock M/60 war hellblau und einreihig mit 9 Knöpfen zu schließen. Er entsprach weitgehend dem Modell aus dem Jahr 1847, sollte jedoch weiter geschnitten sein, um den Soldaten mehr Bewegungsspielraum zu gestatten. Regimentsspezifische Farben auf Kragen und Ärmelaufschlägen sowie bei den Knöpfen. Ausgeschnittener Kragen, dessen obere, abgerundete Ecken 6 cm auseinander stehen sollten. Hellblauer oder roter Kragenvorstoß.
Rockschöße von einem radförmigen Schnitt sollten die Oberschenkel bedecken und waren für die Infanterie nicht mit einem Schlitz versehen. Hellblaues Tuchfutter wurde in die Schöße eingenäht. Diese Schöße wurden eigenmächtig und auch aus Gründen der Sparsamkeit ohne Genehmigung bis zum Feldzug gekürzt. Scharlachroter Vorstoß entlang der Vorderseite.
Das Besondere im Modell 1860 war infolge der neu eingeführten Tragweise der Ausrüstungsgegenstände an Gürteln das Wegfallen der alten Schulterklappen. Als Sicherung zum Abrutschen der Riemen waren bei der Infanterie scharlachrote Wings an den Achseln angebracht, die in der Mitte etwa 1,22 cm hoch sein sollten. Somit verschwanden auch die ursprünglichen Knöpfe auf den Schultern, nur bei den Schützen verblieb der Knopf auf der rechten Schulter, da dort die Schützenschnur fixiert wurde. Schützen sollten mit Verordnung vom 14. August 1869 jedoch nicht mehr das bisher übliche grüne Schnurgeflecht tragen, sondern nur noch ein grünes Band, an dem eine kleine Signalpfeife befestigt wurde. Das Band mit zwei Quasten an den Enden wurde am zweitobersten Knopf des Waffenrocks mit einer Schleife fixiert. Damit entfiel auch der Knopf auf der rechten Schulter.
Rock der Linieninfanterie um 1866 (aufgenommen in der Ausstellung '1866' im Armeemuseum Ingolstadt) |
Die Unterscheidungsmerkmale der Regimenter waren wie folgt:
Kragen und Aufschlagfarbe | Knopffarbe | Kragenvorstoß | |
Infanterie-Leib-Regiment | Scharlachrot | Weiß | Hellblau |
1. Infanterie-Regiment König | Krapprot | Gelb | Hellblau |
2. Infanterie-Regiment Kronprinz | Schwarz | Gelb | Rot |
3. Infanterie-Regiment Prinz Karl | Scharlachrot | Gelb | Hellblau |
4. Infanterie-Regiment | Hellgelb | Weiß | Hellblau |
5. Infanterie-Regiment | Rosenrot | Weiß | Hellblau |
6. Infanterie-Regiment | Scharlachrot | Weiß | Hellblau |
7. Infanterie-Regiment | Rosenrot | Gelb | Hellblau |
8. Infanterie-Regiment | Hellgelb | Gelb | Hellblau |
9. Infanterie-Regiment Wrede | Karmesinrot | Gelb | Hellblau |
10. Infanterie-Regiment | Karmesinrot | Weiß | Hellblau |
11. Infanterie-Regiment | Schwarz | Weiß | Rot |
12. Infanterie-Regiment | Orangegelb | Weiß | Hellblau |
13. Infanterie-Regiment | Stahlgrün | Weiß | Rot |
14. Infanterie-Regiment | Stahlgrün | Gelb | Rot |
15. Infanterie-Regiment | Orangegelb | Gelb | Hellblau |
Mit Erlaß vom 20. Dezember 1856 entfiel der bei den Soldaten wenig beliebte Spenser und ihnen wurde stattdessen ein dritter Waffenrock als auszulieferndes Monturstück bewilligt.
Hosen und Schuhe
Bei den Tuchhosen war zum Krieg von 1870/71 noch das mit Erlass vom 27. Januar 1860 modifizierte Modell aus dem Jahr 1847 gültig. Diese waren hellblau und hatten für die Infanterie zwei Millimeter breite rote Vorstöße entlang der Außennähte. Sie hatte einen Schlitz und sollte seit 1860 aus Gründen der bequemeren Tragweise weiter geschnitten sein. Auf beiden Seiten zwei Taschen aus ungebleichter Leinwand, die über 40cm tief waren. Ihre etwa 7cm breite Öffnung wurde mit einer Tuchleiste und einem Knopf verschlossen.
Aufgrund der wahrscheinlichen und auch beobachteten Ungleichheit in der Farbgebung von Waffenrock und Hose haben ranghohe Militärs schon in den 1840er und 1850er Jahren für die Einführung einer dunkelgrauen Hose plädiert - ähnlich wie bei der Preußischen Armee. Allerdings wurde dieses Anliegen bis 1870 - auch aus finanziellen Gründen - nicht umgesetzt.
Daneben hatten die Soldaten eine Hose gleichen Schnittes aus weißem Leinen, die für den Hofdienst gedacht waren. Sie waren auch für den Sommerdienst gedacht, allerdings dürften sie im Feldzug gegen Frankreich eher selten getragen worden sein.
Infanterist im Mantel (aus Verordnungs-Blatt 1868) |
Noch im Feldzug von 1870 marschierten die bayerischen Infanteristen mit Bundschuhen mit Schäften aus, obwohl eine Kommission schon 1847 die Einführung von Halbschaftstiefeln anregte. Die Sohlen der Bundschuhe waren, abhängig von der Größe, mit 70 bis 90 Eisenstiften genagelt. Gemäß der Verordnung vom 18. Januar 1863 sollten die Infanteristen ihre Hosen in die Schäfte der Schuhe stecken, und zwar unter Legen einer Falte an der Außennaht nach hinten. Die Fixierung erfolgte über sogenannte Strupfen, die auch unter den Schuh geführt wurden und mittels einer Schnalle verschließbar waren.
Eine Anmerkung im Werk von Müller/Braun weist auf die Probleme der Montur- und Rüstungsdepots vor Feldzügen hin, für die Soldaten passende Schuhe auszugeben - stattdessen wurden meist nur zwei Größen, nämlich die Kleinste und die Größte zur Auswahl gestellt. Das Resultat waren laut Müller/Braun eine hohe Zahl von Marschunfähigen gleich zu Beginn des Feldzuges.
Mantel
Der Erlaß vom 27. Januar 1867 verordnete die Einführung eines neuen Mantelmodells, das auch noch im Feldzug von 1870 Gültigkeit besaß. Er war aus dunkelgrauem Tuch gefertigt und mit ungebleichter Leinwand bis zur Hüfte und in den Ärmeln gefüttert. An der linken Vorderseite war in das Futter eine Tasche eingearbeitet. Geschlossen wurde der Mantel mit weißen Knöpfen, die beiden Vorderteile konnten fast 30 cm übereinander geschlagen werden. Neu waren ab 1867 zwei Haken, in die ähnlich wie bei der Französischen Armee die Mantelschöße eingehängt werden konnten.
Umschlagkragen, der hoch geschlagen die Ohren des Soldaten vollständig bedecken sollte. Dieser Kragen war aus dem hellblauen Stoff des Rockes gefertigt, mit dunkelgrauem Mantelstoff unterlegt und mit rotem Vorstoß versehen. Abgerundete Spitzen ähnlich dem Waffenrock. Auf dem Kragen eine Tuchlitze nach Abzeichenfarbe, die mit Knöpfen auf beiden Kragenseiten fixiert werden konnte. Nur bei den Infanterie-Regimentern 2, 11, 13 und 14 waren diese Litzen rot unterlegt und eingefasst, bei allen anderen Regimentern hatten die Litzen keinen Vorstoß.
Auf dem Marsch wurde den Soldaten genehmigt, den zusammen gerollten Mantel um den Tornister zu legen und an den Tornisterschlaufen zu fixieren. Ansonsten und vor allem vor dem Feind sollte der Mantel „en banoulière“ zusammengerollt und an den Enden fixiert von der linken Schulter zur rechten Hüfte hin über dem Tornister getragen werden.
Klagen in den Wintermonaten 1870/71 über Mäntel aus zu dünnem Stoff führten zur Ausgabe von gefütterten Tuchkapuzen. Die Truppen vor Paris erhielten auch Pelzmäntel, die sie über ihre Tuchmäntel anzogen.
Sonstige Uniformstücke
Als Halsbinde wurde mit Erlass vom 11. Mai 1866 endgültig die vorher schon genehmigte schwarze Tuchkrawatte mit weißem Rand aus Leinen genehmigt; diese wurden mit einer Schnalle am Hals fixiert. Jeder Infanterist sollte mindestens drei Reservekrawatten mitführen.
Hemd und Unterhosen aus umgebleichter Leinwand. Im Winter des Krieges von 1870 wurden Unterhosen und Hemden aus Wolle ausgegeben. Außerdem war bei der bayerischen Infanterie noch in den 1860er Jahren die seit 1831 gebräuchliche Leibbinde aus weißem Boy-Stoff in Verwendung. Die Leibbinde war fast 1,20 m lang und in der Mitte 46 cm breit.
Ausrüstung der Mannschaften
Tornister
Mit Einführung des Hinterladergewehrs und der damit einhergehenden Vergrößerung der Patronen war es erforderlich, ein neues Tornistermodell zu entwickeln. Auch die Verkleinerung der Kochkessel sowie veränderten Trageweise des Mantels (s.o.) begünstigten ein neues Modell, das am 24. Mai 1868 genehmigt wurde. Gegenüber dem bisherigen M60 war das Modell 1868 etwas kleiner mit einer Höhe von 26,75 cm (bisher 32,84 cm), einer um fast 5 cm reduzierten Breite von 31,59 cm und einer reduzierten Tiefe von 9,10 cm oben und 13,36 cm unten.
Der Tornister war aus rauem Kalbfell hergestellt und mit ungebleichter Leinwand gefüttert. An den Seitenwänden sind nunmehr oben - beim Modell 1860 waren die Taschen unten angebracht - zwei 14,59 cm lange Seitentaschen aus Kalbfell, in die jeweils eine Patronenbüchse aus weißem Blech untergebracht werden konnten. Diese Büchsen fassten jeweils 20 Patronen. Mit der Einführung des Infanteriegewehrs M69 ('Werder'), das allerdings nicht an alle Infanteristen ausgeliefert werden konnte, wurden die Büchsen durch Pappschachteln, die mit schwarz lackierten Papier überzogen waren, eingeführt.
Tragriemen aus schwarzem Leder, die oben fast 5 cm breit und sich unten auf 2 cm verjüngten. An diesen hing ein Messinghaken, der in das Gürtelkoppel eingehängt wird. An den beiden Riemen hing, mit einem Messingknopf verbunden, zwei schmale Hilfsriemen aus schwarzem Leder, die über einen Ring unten an einer Schnalle am Tornister fixiert werden. Vorgesehene Löcher am Tragriemen wie auch am Boden des Tornisters ließen eine variable Einstellung je nach Größe bzw. Tragkomfort des Soldaten zu. Zwei Riemen aus schwarzem Leder mit einer Länge von etwas über 58 cm und Breite von 2,43 cm fixierten den neuen, ebenfalls mit gleicher Verordnung erlassenen Feldkessel.
Tornistermodell M1868 (aus Verordnungsblatt des Königlich Bayerischen Kriegsministeriums 1868) |
In der Verordnung vom 24. Mai 1868 wurde auch die Packordnung des Tornisters geregelt, die hier wörtlich zitiert wiedergegeben wird:
Der Tornister ist, der untere Theil gegen den Mann gekehrt, zu packen wie folgt:
- das Nähzeug, bestehend aus schwarzem und weißen Faden, einigen Nadeln, Metall- und Beinknöpfen, in einem Tuchsäckchen, in die rechte,
- die mit Papier umwickelte Seife in die linke Ecke des Tornisters;
- die Leibbinde,
- das Hemd und
- die Unterhose, sämmtlich nach der Breite des Tornisters gerollt und mit Spagat gebunden, in das untere Tornisterfach;
- die Halsbinde, dann die Halsstreifen aus Papier, zwischen die Wäsche;
- die Socken oder Fußlappen;
- die Bundschuhe. Nachdem die Schäfte auf das Oberleder gelegt sind, werden die Bundschuhe mit den Sohlen auswärts so auf einander gelegt, daß die Spitze des einen auf den Fersentheil des andern trifft, sodann in den Schuhsack gesteckt und so verpackt, daß die Sohle des einen an der obern Tornisterwand anliegt. In den Schuhen wird die Schmier-Bürste und Büchse verwahrt.
- Der eiserne Bestand, bestehend in Kaffee und Zucker in einem Beutel auf der linken, und Reis in einem Beutel auf der rechten Seite, zwischen Bundschuhe und Wäsche. Der etwa mitzuführende Zwieback in der Mitte.
- Die Kleiderbürste in der Mitte zwischen Schuhe und Wäsche. Kleinere Gegenstände, wie z.B. der Federhaken etc., welche nur von einzelnen Leuten getragen werden, kommen auf den untern Boden des Tornisters.
Hierauf werden die Seitenklappen zugeschnallt, der unter, überragende Theil derselben in das untere Fach eingeschlagen und zum völligen Verschluße auch dieses zugeschnallt, nachdem zuvor das Visirschutzleder an der Strippe eingeschlauft wurde. Hierauf
- die Mütze.
- Der Feldkessel ist auf dem Tornisterdeckel mittelst zwei Riemen so zu befestigen, daß der flache Theil des Kessels und der noch abwärts stehende Drahtbügel an den Tornisterdeckel zu stehen kommen. Der aufwärts laufende Riemen wird, nachdem er durch die Blechstrupfe am Kesseldeckel gezogen, in die am obern Tornisterboden befindliche Schnalle ohne Kraftanstrengung geschnallt. Der Querriemen wird, nachdem der durch die Schlaufe am Verticalriemen gezogen, so um den Kessel festgeschnallt, daß er unmittelbar an diesem, mithin zwischen Kessel und Drahtbügel zu liegen und die Riemenschnalle auf der linken Seite 2'' von der Mitte des Kessels entfernt zu stehen kommt.
- Die Munition; je 20 Stück Patronen befinden sich in 2 Blechbüchsen verpackt in den beiden Seitentaschen des Tornisters, wozu noch
- der mit Papier umwickelte Kamm in der rechten und
- der Kesselhaken in der linken Seitentasche des Tornisters untergebracht wird.
Im Brodsack befindet sich das Essbesteck und die Salzbüchse.
Mit dieser Packordnung hatte der Infanterist ein Gesamtgepäck (inklusive 40 Patronen) von etwa 9,5 kg zu tragen; mit Mantel erhöhte sich das Gesamtgewicht auf fast 12 kg.
Patronentasche
Patronentasche M60 |
Schwarzlederne Patronentasche, die regulär am linken Hüftknopf ausgerichtet hinten in den Gürtelkoppel eingehängt wurde. Auf Kommando 'Patronentaschen vor' wurden diese vorne eingehängt, um im Gefecht einfacher an die Patronen heranzukommen. Noch im Jahre 1870 wurde das 1860 mit dem Gürtelkoppel eingeführte Patronentaschenmodell genutzt. Mit dem zum Hinterlader umgewandelten Podewils-Gewehr erfuhr das M60 eine Änderung, denn nunmehr sollten 40 Patronen in einem Blecheinsatz transportiert werden. Die Breite des Patronentaschenkastens war 17 cm, die Höhe 8,7 cm und die Tiefe knapp über 6 cm. Die Tasche wurde über die angehängte Lederschlaufe in das Gürtelkoppel eingefädelt. An den Seiten des Kastens zwei Säckchen, rechts für den Gewehrpropf, links für Öl- und Hammerschlagbüchse.
Mit der Einführung des Werder'schen Gewehrs wurde ein neues Modell 1870 der Patronentasche eingeführt. Deren Kasten war 17 cm breit und fast 6,5 cm tief. Die Rückwand hatte eine Höhe von fast 9 cm, die Vorderwand von knapp über 6 cm.
Patronentasche M70 |
Gürtelkoppel
Aufhängung Seitengewehr und Feldflasche 1868 (aus Verordnungsblatt des Kgl. bay. Kriegsministeriums |
Im Jahre 1860 stellte die bayerische Infanterie auch vom Bandolier auf das schwarzlederne, 4,86 cm breite Gürtelkoppel um, in das der Tornister eingehakt werden sollte. Messingschnalle zum Verschließen. Der Gürtel durfte nicht mehr als 9,75 cm über das Koppel hinausragen; eventuell wurde er eingeschlagen und wieder zum Koppel zurückgeführt.
Mit der schon bekannten Verordnung vom 24. Mai 1868 erfuhr auch die Aufhängung des Seitengewehrs eine Änderung. Die Tragriemen hatten eine Breite von etwa fünfeinhalb Zentimeter und wurden in in einem 9,5 cm breiten Stück zusammengeführt. Das Seitengewehr wurde eingehängt und die Scheide mit einem Riemen und Messingschnalle fixiert.
Gemeinsam mit dem Werder'schen Gewehr wurde ein Yatagan eingeführt, der in eine schwarzledernen Aufhängung von anderen Maßen eingehängt wurde.
Sonstige Ausrüstung
Mit Erlass vom 13. März 1866 erhielte die Infanterie einen, für einen einzelnen Soldaten bestimmten Feldkessel aus verzinntem Blech. Dieser hatte eine Höhe von 20 cm, eine Breite von etwas mehr als 16 cm und eine Tiefe von fast 11,5 cm.
Feldflasche aus Glas, das mit braunem Leder überzogen war. Tragriemen aus braunem Leder, der über die linke Schulter und über den Tornister geführt wurde. Im Jahre 1864 wurden Zinnbecher eingeführt, die ein halbes bayerisches Maß (0,53 Liter) fassen konnten. Diese waren so geformt, dass die Feldflasche eingesetzt werden konnte. Der Tragriemen wurde durch Drahtbügel am unteren Rand des Bechers geführt.
An der linken Hüfte führten die Infanteristen einen etwa 29 cm langen wie breiten Brotsack aus Zwillich; Riemen aus hellem Leder, Verschluss über eine Schlinge und weißem Knopf. Der Tragriemen wurde unter den Riemen des Tornisters geführt.
Jeder zehnte Soldat erhielt seit dem Feldzug von 1866 eine zylindrische Kaffeemühle aus verzinntem Blech, die an einem Lederriemen hingen.
Bewaffnung der Infanterie
Infanteriegewehre
Zwar hatte die bayerische Armee mit dem Podewils-Gewehr M58 ein in Vergleichen hinsichtlich Treffgenauigkeit und Durchschlagskraft sehr gutes Gewehr entwickelt, es geriet jedoch als Vorderlader im Vergleich zu den Hinterladermodellen der Preußen im Krieg von 1866 ins Hintertreffen. Daher wurde schon gleich nach dem Krieg gegen Preußen eine Modifikation des Gewehrs zu einem Hinterlader beantragt - endgültig vom König wurde dies am 11. September 1866 genehmigt. Noch im Jahre 1867 gelang es, die Vorderlader in das neue Hinterladermodell M/58/67 auszutauschen, Ende des Jahres hatte daher die bayerische Armee etwa 110.000 neue Gewehrmodelle zur Verfügung. Diese stellten die Hauptwaffe der bayerischen Infanterie auch im Krieg gegen Frankreich. Mit dem Hinterlader konnte die mittlere Schussfrequenz von ehemals 1,5 Schuss auf 4,5 Schüsse erhöhte werden.
Die Gesamtlänge des Podewils-Gewehres M58/67 betrug etwa 130 cm (mit Bajonett 183 cm), das Gewicht etwas über 4,6 kg; sein lag mit 13,9 mm unter dem der preußischen Dreyse-Gewehre (15,43 mm). Der Lauf hatte vier Züge, die etwa 0,26 mm tief waren. Schaft aus Nussbaum mit Eisenbeschlägen, schwarzer Gewehrriemen. Das Visiersystem konnte von 225 Meter bis 675 Meter ausgerichtet werden.
Podewils-Gewehr M58/67 mit Düllenbajonett (oben) und Werder-Gewehr M69 mit Yatagan (unten) |
Noch vor dem Krieg entschied sich das bayerische Militär für die Entwicklung eines echten Hinterladers, der im Jahr 1869 vorgestellt wurde. Es war das Infanteriegewehr des Johann-Ludwig Werder, das mit seinen Metallpatronen und mechanischen Auswurf der Hülsen als das modernste Gewehr des Krieges von 1870/71, gar Europas, anzusehen ist. Das mit geschwärztem Stahllauf versehene Werder-Gewehr M69, auch als "Blitzgewehr" bezeichnet, hatte eine Länge von 131 cm (mit aufgepflanztem Yatagan von 179 cm) und ein Gewicht von fast 4,3 kg (mit Yatagan etwa 5 kg). Das Kaliber war mit 11 mm noch kleiner als beim Podwils-Gewehr. Die Anfangsgeschwindigkeit der Geschosse lag mit 435 m/s über derjenigen von Dreyse (296) und gar des französischen Chassepot (420). Die im Werder-Gewehr entwickelte Mechanik ermöglichte nun geübten Schützen eine Schussgeschwindigkeit von bis 22 Schuss pro Minute.
Allerdings konnten zu Beginn des Krieges nur einige Jägerbataillone (Nr. 2, 5, 9 und 10) mit dem Werder-Gewehr ausgerüstet werden. Im Oktober 1870 rückten die dritten Bataillone der Infanterie-Regimenter 12 und 13 mit neuen Werder-Gewehren nach Frankreich. Anfang Januar 1871 erfolgte dann die Ausrüstung von zwei Bataillonen der Infanterie-Regimenter 4 und 8 mit dem neuen Gewehrmodell. Erst Ende Oktober 1871 waren fast alle Bataillone in Frankreich damit ausgestattet.
Seitengewehre
Neben den Podewils-Gewehren waren die Infanteristen mit dem Seitengewehr M38 ausgestattet, das in schwarzer Lederscheide in das Koppel eingeschoben werden konnte. Daneben konnte auch das Bajonett in seiner Lederscheide transportiert werden; diese Scheide war Seite dem Jahre 1841 mit derjenigen des Seitengewehrs über eine Lederschlaufe verbunden. Die Klinge des Seitengewehrs hatte eine Länge von etwas mehr als 47 cm und eine Breite von knapp unter 4 cm. Messinggriff.
Mit dem Werder-Gewehr kam ein Yatagan mit Messinggriff zur Einführung, dessen Klinge fast 48 cm lang und 2,5 cm breit war. Parierstange aus Eisen.
Bayerische Infanterie im Feldzug 1870/71
Auf den folgenden Darstellungen soll ein Bild davon vermittelt werden, wie die bayerischen Infanteristen im Felde aussahen.
Bayerische Infanterie 1870 (Tafel von Louis Braun)
Links ein Tambour und Soldat vom 15. Infanterie-Regiment, mittig ein Hauptmann und Adjutant vom 14. Infanterie-Regiment, rechts ein Korporal vom 5. Infanterie-Regiment sowie ein Hornist vom 14. Infanterie-Regiment. Alle Soldaten sind in der Montur dargestellt, wie die bayerische Armee ausmarschieren sollte. Die durchgehende Darstellung des Helmmodells 1868 erscheint aber vor dem Hintergrund der erschwerten Ausgabe nicht wahrscheinlich. Man beachte die unterschiedliche Befestigung der Patronentasche, die eigentlich im Gefechtszustand vorne am Gürtelkoppel angebracht wurde.
Infanterist in Felduniform 1866 (aufgenommen in der Ausstellung '1866' im Armeemuseum Ingolstadt) Auch wenn hier ein Soldat für den Krieg von 1866 gegen Preußen dargestellt wird, ähnelt dieser den Infanteristen, die 1870 gegen Frankreich ins Feld zogen. Selbst der hier gezeigte Tornister M60 könnte auch noch in Gebrauch gewesen sein. Allerdings nicht mehr genehmigt war die Mantelhülle. Die Trageweise war wie oben in der Tafel von Louis Braun gezeigt vorgeschrieben. |