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Dienstag, 2. August 1870

Gefecht bei Saarbrücken

Deutsche Truppen

Hohenzollersches Füsilier-Regiment Nr. 40 
(4 Offiziere verwundet, 7 Soldaten getötet, 61 Soldaten verwundet, 5 Soldaten vermisst)

7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69
(10. Kompanie - 2 Soldaten verwundet)

2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9
(2. Eskadron - 2 Husaren verwundet)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 9
(2. und 3. Eskadron)

Rheinisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 8
(6. Leichte Batterie - 1 Soldat getötet, 2 Soldaten verwundet)

Französische Truppen 15 Bataillone Infanterie (davon die Regimenter 8, 23, 24, 40, 66 und 67) sowie zwei Batterien des II. Armeekorps (Frossard)
(2 Offiziere getötet, 4 Offiziere verwundet, 9 Soldaten getötet, 71 Soldaten verwundet)

 

Mit einigen anderen Beobachtern war Major Hermann Brendel vom amerikanischen 34. Infanterie-Regiment Augenzeuge des ersten größeren Gefechtes im Deutsch-Französischen Krieg und beschreibt dies der Kreuz-Zeitung wie folgt:

"Saarbrücken liegt westlich der Saar, also der Französischen Grenze zu, und ist durch zwei Brücken mit St. Johann verbunden. Hier standen schon seit einiger Zeit ein Bataillon des Hohenzollerschen Infanterie-Regiments No. 40 und drei Escadrons des Rheinischen Ulanen-Regiments No. 7, letztere unter dem Commando des erst kürzlich zum Oberstleutnant avancirten Majors v. Pestel, zusammen etwa 900 Mann, und gegenüber an der Französischen Grenze bei Forbach eine ganze Französische Division. Die Höhen welche Saarbrücken nach Westen und Süden umgeben, steigen bis auf mehrere hundert Fuss an, und auf diesen standen die Preussischen Vorposten, während das Bataillon auf zwei Plätzen in der Stadt campirte.
 
7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 40 verteidigt den Exerzierplatz von Saarbrücken (C. Röchling)
Die 7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 40 verteidigt den Exerzierplatz in Saarbrücken (C. Röchling)

Gegen 11 Uhr Morgens entwickelte sich plötzlich aus dem Walde, welcher fast parallel mit diesen Höhen läuft, eine Französische Infanterie-Masse von wenigstens 6000 Mann, wenigstens liessen sich so viel aus dem Fenster eines hohen Hauses in Saarbrücken erkennen, so weit dieselben an dem Rande der Höhen erschienen, während sie auf dem Plateau dahinter ebenfalls noch Reserven und Renforts gehabt haben müssen. Mit dem Avanciren dieser Infanterie fuhren auch Kanonen auf, welche nicht allein die sich vom Berge in die Stadt zurückziehenden Preussischen Vorposten, sondern auch sofort die Stadt mit Granaten bewarfen. Es sollen 18 Geschütze gewesen sein. Major Brendel glaubt aber nur 12 mit Bestimmtheit angeben zu können, weil er so viele selbst gezählt hat, während er zugiebt, dass er die übrigen vielleicht wegen seines Standpunktes nicht gesehen. Auf die ersten Schüsse traten die in Saarbrücken stehenden Mannschaften an und gingen dem Feinde vor die Stadt entgegen, erkannten aber sehr bald, dass es sich diesmal nicht um eines der bisherigen Vorposten-Gefechte handele, sondern dass der Besitz von Saarbrücken durch eine ganz unverhälntismässige Uebermacht erzwungen werden sollte; sie nahmen aber zwar das Tirailleurgefecht an, zogen sich aber vor Beginn desselben langsam durch die Stadt und über die beiden Saarbrücken zurück. Das Französische Infanteriefeuer war ausserordentlich heftig und lärmend, weil das Chassepot-Gewehr einen weit stärkeren und schrillenden Knall hat, als das Zündnadelgewehr. Die Wirkung dieses anscheinend entsetzlichen Feuers war indessen im Verhältnis zur Zahl der Kämpfenden höchst unbedeutend. Major Brendel sah, dass die Franzosen im Eifer das Gewehr gar nicht mehr an die Backe anlegten, sondern unmittelbar mit dem Fertig, ohne zu zielen, nur nach der Richtung losschossen, wo die Preussen standen. Er war dagegen erstaunt über die ausserordentliche Entfernung, auf welche die Franzosen schossen; denn er fand an einer Lehm-Mauer, deren Entfernung er auf 1500 bis 1800 Schritt schätzte, eine grosse Menge von Kugeln abgeplattet in der Lehm-Bekleidung stecken. Zu einem Bajonett-Angriff von Seiten der Franzosen, wobei von einem Elan oder einer furia francese hätte bemerkt werden können, kam es während des ganzen Gefechts nicht und dessen nothwendiger Verlauf war schon bei seinem Beginne gegeben, denn wenn 900 Mann jenseits eines Flusses von 6000 Mann mit 12 Geschützen angegriffen werden und keine Unterstützung hinter sich haben und nicht haben sollen, so kann es nur darauf ankommen, jeden Baum und jedes Haus, ode jede Strassen-Ecke zu benutzen, um das Vordringen des Feindes zu verzögern.

Französische Artillerie vor Saarbrücken (M. Palladier)
Französische Artillerie vor Saarbrücken (M. Palladier)

Nachdem das Infanterie-Feuer einige Zeit gedauert, brachten die Preussen auch 4 Geschütze ins Gefecht, welche aber, wie es schien, nur auf die Französische Artillerie schossen. Diese schoss vortrefflich. Am Bahnhofe sah man nachher eine Kugel neben de Rindern sitzen und einige in die Preussische Batterie geworfenen Granaten schienen eine grosse Wirkung gehabt zu haben. Gegen 3 Uhr hörte das Feuer-Gefecht ganz auf, und Major Brendel benutzte diese Pause, um mit den Preussen auf das rechte Ufer der Saar zu gelangen. Als er die Stadt verliess, brannte es an vier Stellen, aber nicht heftig, und bei der ruhigen Luft auch anscheinend nicht ungefährlich. Offenbar hatten Französische Granaten gezündet. Auf der Strasse bis zur Brücke sah er ungefähr 6 todte Preussische Soldaten, und auf seine spätere Erkundigung hörte er , dass der Preussische Verlust in dem ganzen 4 stündigen Gefechte 60 Mann betrage, von denen 20 Mann todt, 20 Mann verwundet mit zurückgenommen und 20 Mann vermisst wurden, also verwundet in Französische Gefangenschaft gerathen sein mögen. Dagegen holte ein Preussischer Officier während der Gefechtspause, nach drei Uhr, zwei Franzosen aus seinem Hause, in welches sie eingedrungen waren, und liess sie als Gefangene abführen. Bei den Franzosen scheinen die Verluste ungleich stärker gewesen zu sein, denn von den ruhig und sicher abgegebenen Zündnadelsaslven stürzten ganze Haufen. Das verheerende Feuer des Zünönadelgewehrs schien die vordringenden Franzosen auch sehr bald stutzig gemacht zu haben, denn sobald hinter einem Hause oder Gebüsch einige Preussische Pickelhauben auftauchten, liefen ganze Tirailleurgruppen zurück oder warfen sich auf den Boden.

Um 4 Uhr ungefähr sehr Major Brendel einige Compagnien Franzosen in die Stadt einrücken, aber nur die westliche Hälfte besetzen. Bei den brennenden Häusern sah er eine Spritze in Thätigkeit."

 

Positionen um Saarbrücken am 2. August 1870 gegen 10 Uhr morgens 
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Vorposten-Gefecht bei Völklingen

Deutsche Truppen

7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69
(9., 11. und 12 Kompanie Kompanie)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 7
(1. Eskadron)

Französische Truppen Infanteriebataillone und 4 Geschütze des III. Armeekorps Bazaine

 

Nach der Beschreibung in der Kriegsgeschichte des Großen Generalstabes (Band 1, S. 142-143) traf die französische Infanterie bei der Wehrdener Brücke auf Widerstand, woraufhin die herangezogenen Geschütze Schrapnellfeuer eröffneten. Der Angriff war erfolglos und die Franzosen zogen sich daraufhin wieder zurück.

 

Mittwoch, 3. August 1870

Scharmützel bei St. Johann

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3
(2. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Kölner Zeitung schreibt kurz zu diesem Scharmützel:

"Heute Mittags kam plötzlich ein Zug Ulanen des dritten Regiments (Brandenburger) nach St. Johann gesprengt und nach wenigen Minuten waren sechs Französische Soldaten in der Bahnhofstrasse von denselben gefangen. Wäre dieser Zug etwa zwei Stunden früher gekommen, so hätten sie bequem den Französischen Generalstab, der in Bedeckung von zwei Chasseurs von Saarbrücken aus durch St. Johann ritt, gefangen nehmen können."

 

Scharmützel bei der Blies

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Husaren-Regiment (Zietensche Husaren) Nr. 3
(2. Eskadron)

Schleswig-Holsteinsches Ulanen-Regiment Nr. 15
(5. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Husaren-Regiments Nr. 3 von Ardenne (Berlin 1874) berichtet zu diesem Aufeinandertreffen mit den französischen Truppen:

"Die 2. Eskadron (Rittmeister v. Grimm) wurde auf der großen Straße nach Habkirchen und Rheinheim vorgeschickt, um dort die Grenze zu rekognoszieren. Nach ziemlich anstrengendem Ritt spürte die Eskadron den Feind in Habkirchen auf. Einige französische Kavalleristen wurden von dem Avantgardenzug des Lieutenants v. Schaper unter heftigem Feuer durch das Dorf hindurchgejagt. Hinter demselben auf der Straße nach Neunkirchen stand aber französische Infanterie, die dem weiteren Vordringen der preußischen Reiter durch heftiges Feuer ein Ziel setzte. Hier lernten unsere Husaren zum ersten Mal das Chassepotfeuer kennen. Die Franzosen schossen auf unglaubliche Entfernung und gaben auf einzelne Husaren ein rollendes Schnellfeuer ab. Die Kugeln gingen aber fast alle viel zu hoch und von der Schießfertigkeit der Franzosen konnte man wohl einen geringen Begriff bekommen.
Diesseits ward nur der Avantageur v. Gaffron von einem Streifschuß so unbedeutend verwundet, daß er keinen Moment außer Dienst blieb."

 

Donnerstag, 4. August 1870 

Scharmützel bei St. Johann

Deutsche Truppen

Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6
(2. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Im Werk des Großen Generalstabes findet sich im ersten Band auf Seite 165 folgender kurze Hinweis zu diesem Geplänkel:

"Kleinere Vorpostenunternehmungen bei der 6. Kavallerie-Division ergaben am 4. August nach der Saar hin keine wesentliche Aenderung der dortigen Verhältnisse. Rittmeister v. Knoblauch vom Kürassier-Regiment Nr. 6 fand St. Johann unbesetzt, erhielt aber Feuer von der nach Saarbrücken führenden Brücke." 

 

Scharmützel nahe Seltz

Deutsche Truppen

Pommersches Füsilier-Regiment Nr. 34
(3. Kompanie, Teil der Besatzung von Rastatt)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Schlacht von Weißenburg

Deutsche Truppen

V. Armee-Korps

21. Infanterie-Division

1. Hessisches Husaren-Regiment Nr. 13

Hessisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 11
(Reitende Abteilung)

4. Bayerische Infanterie-Division

5. Bayerische Infanterie-Brigade

5. Bayerisches Chevaulegers-Regiment Prinz Otto
(3. und 4. Eskadron)

4. Bayerische Feld-Genie-Kompanie

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
91 Offiziere und 1.460 Mann getötet oder verwundet

Französische Truppen

2. Division (General Abel Douay) des I. Armee-Korps

11. Regiment Jäger zu Pferd

3. Husaren-Regiment

Gesamtverluste der französischen Truppen:
90 Offiziere (darunter der gefallene General Douay) und 1.521 Mann getötet oder verwundet, etwa 1.000 Gefangene

 

Schlacht von Weißenburg am 4. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Im Preußischen Staats-Anzeiger wird der offizielle Bericht zur ersten Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges veröffentlicht:

"Der Kronprinz hatte die Absicht, am 5. August mit der Armee bis an die Lauter vorzurücken und dieselbe mit den Vortruppen zu überschreiten. Es musste zu diesem Zweck der Bienwald auf 4 Strassen durchschritten werden. Der Feind sollte, wo er angetroffen würde, zurückgeworfen werden. Die Marsch-Ordnung für die einzelnen Kolonnen bestimmte: 1) Die Division Bothmer, die Avantgarde, dirigirt sich auf Weissenburg und sucht sich in den Besitz der Stadt zu setzen. Sie hat ihre rechte Flanke durch Entsendung eines Detachements über Bellenborn nach dem Bobenthal zu sichern und bricht um 6 Uhr früh aus ihren Bivouacs auf. 2) Der Rest des Corps Hartmann mit der Division Walther bricht um 4 Uhr früh aus den Bivouacs auf und marschiert mit Umgehung von Landau über Impflingen und Bergbauern nach Ober-Otterbach. 3) Die Kavallerie-Division concentrirt sich südlich Mersheim um 6 Uhr früh und marschirt über Sinsheim, Rohrbach, Billigheim, Barbelroth, Kapellen bis an den Otterbach, 4000 Fuss westlich Ober-Otterbach. 4) Das 5. Corps bricht um 4 Uhr früh aus dem Bivouac bei Billigheim auf und marschirt über Barbelroth und Nieder-Otterbach auf Gross-Steinfeld und Kapsweyer. Es formiert seine besondere Avantgarde, die bei St. Remy und Waghäusel die Lauter überschreitet und auf den jenseitigen Höhen Vorposten aussetzt. 5) Das 11. Corps bricht um 4 Uhr früh von Rohrbach auf und dirigirt sich über Steinweiler, Winden, Scheid durch den Bienwald auf die Bienwaldshütte. Es formiert seine besondere Avantgarde, die über die Lauter vordringt und auf den jenseitigen Höhen Vorposten aussetzt. Das Corps Werder marschirt auf der grossen Strasse nach Lauenburg, sucht sich in Besitz dieses Orts zu setzen und setzt auf dem jenseitigen Ufer Vorposten aus. 7) Das Corps von der Tann bricht um 4 Uhr aus den Bivouacs auf und marschirt auf der grossen Strasse über Rülzheim und Langenkandel, wo es westlich dieses Orts Bivouacs bezieht. 8) Das Hauptquartier wird voraussichtlich nach Nieder-Otterbach verlegt werden.

Am Morgen des 4. August treten, diesen Dispositionen gemäss, sämtliche Kolonnen den Vormarsch an. Der Kronprinz traf bei trübem, regnerischem Wetter auf den Höhen östlich von Schweigen ein; gleichzeitig fielen die ersten Schüsse vor Weissenburg, gegen welchen Ort die Avantgarde der Division Bothmer zum Angriff vorging. Weissenburg besitzt eine völlig geschlossene Enceinte aus Wall und Graben. Die Thore waren geschlossen und stark verbarrikadiert. Der Ort war mit zwei Bataillonen, je eines vom 1. Regiment Turcos und vom 74. Linien-Infanterie-Regiment besetzt. Auf den Höhen südlich Weissenburg entwickelten sich 2 andere Bataillone in Linie und eine Batterie. Die Avantgarde der Division Bothmer, von der Besatzung Weissenburgs mit Feuer empfangen, entwickelte ihre drei Bataillone, das Chevauxlegers-Regimetn und 1 Batterie südlich Schweigen und eröffnete ein lebhaftes Feuergefecht gegen Weissenburg. In diesem Ort brach sehr bald an zwei Stellen Feuer aus, doch schien ein Sturm unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse vorläufig nicht ratsam. Man zog es mit Recht vor, die Erfolge der übrigen Colonnen abzuwarten und beschränkte sich deshalb auf dieser Stelle auf ein hinhaltendes Feuergefecht.

Das 5. Corps hatte die 9. Division an der Tete. Die Avantgarde, 17. Infanterie-Brigade, war auf die Übergänge bei der St. Remy-Mühle und bei Waghäusel dirigirt worden, um 9 ¾ Uhr debouchirten die Teten dieser Kolonnen jenseits der Lauter, und formierten sich zum Angriff auf Guttenhof und die nebenliegenden Höhen, von denen aus der Feind um 10 Uhr ein lebhaftes Geschützfeuer eröffnete. Als dem General-Commando des 5. Armeecorps gemeldet wurde, dass die Bayerische Division Bothmer vor Weissenburg stark engagirt war, erhielt die 18. Infanterie-Brigade, unter General-Major v. Voigts-Rhetz, den Befehl, gegen Altenstadt und über diesen Ort hinaus gegen den Geisberg vorzugehen.

Um 11 Uhr rückte die Tete der Brigade gegen Altenstadt heran. Um 11 ½ Uhr war der Ort genommen, und debouchirte die Brigade am südlichen Ufer der Lauter, woselbst sie sich sogleich zum Angriff gegen den Geisberg formierte. Der Feind hatte auf dieser Höhe eine starke Position genommen. Gleichzeitig wurden 2 Bataillone vom 47. Regiment (18. Brigade) und 1 Bataillon vom 58. Regiment (17. Brigade), welches letztere ebenfalls gegen Altenstadt vorgerückt war, am südlichen Lauter-Ufer gegen Weissenburg entsandt, um die Bayerische Division Bothmer bei Wegnahme dieses Ortes zu unterstützen. Um dieselbe Zeit, 11 ½ Uhr, lief beim Kronprinzen die Meldung ein, dass auch die Teten des 11. Corps links neben denen des 5. eingetroffen waren. General von Bose hatte den Bienwald und die Lauter, ohne auf Widerstand zu stossen, durchschritten und demnächst zufolge des ihm ertheilten Befehls den Vormarsch über Schleithal in der Richtung auf Ingolsheim fortgesetzt. Um 11 Uhr waren die Teten des Corps auf Schleithal debouchirt und sogleich in der Richtung auf das Kanonenfeuer gegen den Geisberg vorgeschickt worden.

Nach einem lebhaften Artilleriekampf von Seiten des 5. Corps, an welchem sich auch ein Theil der Corps-Artillerie beteiligt hatte, avancierte um 12 ½ Uhr die 18. Infanterie-Brigade gegen den Geisberg, während vom 11. Corps die 41. Brigade, welcher die Corps-Artillerie vorangeeilt war, gleichzeitig von Schleithal her gegen diese Stellung vorrückte.

Bayerische Truppen stürmen durch die Weinberge auf Weißenburg (nach Louis Braun)
Bayerische Truppen stürmen durch die Weinberge auf Weißenburg zu (L. Braun)

Das blosse Erscheinen dieser Truppen hatte den Feind schon gezwungen, gegen dieselben Front zu machen und den rechten Flügel zurück zu nehmen. Die Preussischen Bataillone avancierten die steile Höhe hinan mit unübertrefflicher Ruhe und Bravour, trotz des mörderischen Feuers der Gegner, trotz der grossen Schwierigkeiten, welche der steile Abhang dem Avancieren entgegenstellte, schwankte die Bewegung keinen Augenblick. Unter grossen Verlusten, welche namentlich das an der Tete marschirende Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 erlitt, wurde um 12 ½ Uhr das vorderste Gehöft und um 1 Uhr das dahinter gelegene Schloss im ersten Anlauf genommen.

Die 1. Compagnie 5. Jäger-Bataillon eroberte um 12 ½ Uhr ein Französisches Geschütz, welches zur Flankierung des Abhanges mit der Front gegen Weissenburg ein wenig vorgeschoben war. Mit Verlust des Geisberges hatte die Französische Stellung ihren Hauptstützpunkt eingebüsst. Um 1 ½ Uhr versuchten die Franzosen noch einen kurzen, aber vergeblichen Offensivstoss augenscheinlich nur zur Deckung ihres Rückzuges, der in drei Kolonnen durch den grossen Bannwald angetreten wurde. Nachdem um 1 ½ Uhr die Artillerie beider Corps mit gutem Erfolg die abziehenden feindlichen Kolonnen beschossen hatte, übernahmen um 2 Uhr die beiden Kavallerie-Regimenter der 9. und 10. Division die Verfolgung.

Der Commandeur der 4. Cavallerie-Division erhielt um 4 Uhr den Befehl, seine Regimenter bis an die Linie Weissenburg-Altstadt heranzuziehen.

Was die Erstürmung von Weissenburg betrifft, so griffen um 12 Uhr die Truppen der Division Bothmer gleichzeitig mit den vorerwähnten drei Preussischen Bataillonen die Festung an, deren sorgfältig verbarrikadierte Thore durch die Artillerie eingeschossen werden mussten.

Bayerische und Preussische Bataillone nahmen die ihnen gegenüberliegenden Eingänge im ersten Anlauf. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Nach der Erstürmung von Weissenburg wurde das Bayerische Corps Hartmann bis über den Knotenpunkt der Chausseen von Strassburg und Bitsch hinaus vorgenommen. So war von allen Truppen, wenn auch teilweise mit schweren Verlusten, die Aufgabe des Tages glänzend gelöst.

Der erste Sieg auf Französischem Boden, der Anblick der verhältnissmässig zahlreichen Französischen Gefangenen wird unzweifelhaft die Siegeszuversicht der Deutschen Truppen noch stärken und erheben.

Auf Französischer Seite hat die Division Douay gestanden.

Es wurden Gefangene gemacht vom 50., 74. und 78. Linien-Infanterie-Regiment, vom 1. Regiment Turcos und vom 3. Husaren-Regiment.

Bei der Division befanden sich ausserdem das 11. Regiment Chasseurs à chevaleresk, sowie 3 Batterien und 1 Mitrailleusen-Batterie, von denen letztere jedoch nur 3 Schüsse auf grosse Entfernungen gegen Artillerie abgab, dann aber durch eine einschlagende Preussische Granate, welche die Explosion einer Mitrailleuse bewirkte und grosse Verheerungen unter der Bedienungsmannschaft anrichtete, zum Abfahren gezwungen wurde.

Sämmtliche im Gefecht gewesenen diesseitigen Truppen bivouakirten auf den Höhen südlich der Lauter und setzten Vorposten aus.

Das kombinierte Corps Werder hatte Lauterburg ohne Gefecht besetzt, eine Brigade gegen Selz vorgeschoben und Vorposten im Anschluss an diejenigen des 11. Corps ausgesetzt.

General Douay ist gefallen, sein Generalstabs-Officier verwundet in Gefangenschaft gerathen. Die Verluste des Feindes an Todten und Verwundeten lassen sich nicht genau übersehen, weil derselbe die Verwundeten auf seinem Rückzuge mitgeführt hat. Circa 1000 unverwundete Gefangene, darunter ungefähr 30 Officiere, sowie ein erobertes Geschütz fielen den Siegern in die Hände; die diesseitigen Verluste sind bedeutend, namentlich an Officieren. Vom 5. Corps haben verloren: das 58. Regiment 5 Offiziere todt, 11 Offiziere verwundet; das Königs-Grenadier-Regiment 10 Offiziere todt, 12 Offiziere verwundet; das 47. Regiment 1 Officier todt, 2 verwundet; das 4. Dragoner-Regiment 1 Officier todt; das 5. Jäger-Bataillon 2 Offiziere verwundet. Vom 11. Preussischen Corps sind 15 Offiziere verwundet; vom 2. Bayerischen Corps 3 Offiziere todt, 11 Offiziere verwundet. Der Gesammtverlust an Mannschaften beträgt über 700 Mann an Todten und Verwundeten."

 
Kronprinz Friedrich Wilhelm beim gefallenen französischen General Douay nach der Schlacht von Weissenburg (Anton von Werner)
Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm beim gefallenen französischen General Douay
nach der Schlacht von Weissenburg
 (A. von Werner)

Das offizielle französische Bulletin vermerkt zur Schlacht von Weißenburg:

"Gestern wurden bei Weißenburg 3 Regimenter Infanterie von der Division Douay und 1 Brigade leichter Kavallerie von sehr beträchtlichen feindlichen Streitkräften angegriffen, die sich in den die Lauter begrenzenden Wäldern angesammelt haben. Während mehrerer Stunden leisteten die genannten Truppen den Angriffen des Feindes Widerstand und zogen sich sodann auf den Col du Pigeonnier zurück, welcher die Linie von Bitsch beherrscht. General Douay wurde getötet, und eine Kanone, deren Bespannung getötet wurde und deren Lafette gebrochen war, fiel in die Hände des Feindes. Marschall Mac Mahon concentrirt in seiner Stellung die unter seinem Befehle stehenden Truppen."

 

Freitag, 5. August 1870

Scharmützel bei Münchhausen

Deutsche Truppen

6. Badisches Infanterie-Regiment
(12. Kompanie - 1 Offizier getötet, 1 Soldat getötet, 1 Soldat verwundet)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

In der Badischen Landes-Zeitung ist hierüber zu lesen:

"Heute früh 2 ½ Uhr machte eine kleine Abtheilung des Füsilierbataillons des 6. Badischen Inf.-Reg. von Steinmauern aus eine Ausspähung über den Rhein nach dem jenseitigen Französischen Dorf Münchhausen, um eine Anzahl Nachen, die im dortigen Altrhein lagen, wegzunehmen. Der Zweck wurde vollständig erreicht, und 20 Nachen theils erbeutet, theils zerstört. Leider erforderte dieser Gewinn auch seine Opfer: Secondelieutenant Ludwig Lehr von Heidelberg, ein junger Officier, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, stiess an der Spitze seiner Patrouille bei Absuchung des Ortes Münchhausen auf ein besetztes Haus und fiel, von einer sogleich tödtlichen Kugel mitten durch das Herz geschossen, neben ihm der Gefreite Joseph Kaiser von Häusern, Amts St. Blasen, während der Gefreite Thumm durch einen Streifschuss am Hals verwundet wurde. Das Rückpassiren des Stroms geschah gegen 4 Uhr unbehelligt."

 

Vorposten-Gefecht bei Münchhausen und Seltz

Deutsche Truppen

1. Badisches (Leib-) Grenadier-Regiment
(2. Bataillon - 3 Soldaten verwundet)

3. Badisches Dragoner-Regiment Prinz Karl
(1. Eskadron - 2 Soldaten verwundet)

Badisches Feld-Artillerie-Regiment
(1. schwere Batterie)

Französische Truppen

36. Linien-Infanterie-Regiment
(2. Bataillon)

50. Linien-Infanterie-Regiment
(1. Bataillon)

16. Jäger-Bataillon
(1 Abteilung)

Jäger zu Pferd
(1 Eskadron)

 

In der Regimentsgeschichte von Barsewisch (Karlsruhe 1893) wird das Gefecht wie folgt beschrieben:

"General von Werder hatte den Befehl, an diesem Tage Aschbach zu erreichen, mit Vorposten bis Rittershofen und Nieder-Rödern.
Das Regiment mußte während des Marsches dahin die linke Flanke des Korps decken und marschierte zu dem Ende mit dem 1. und Füsilier-Bataillon, 2 Escadrons und 1 Batterie unter General von La Roche über Wintzenbach; mit dem 2. Bataillon (Oberstlieutenant Hofmann) und 1 Escadron auf Seltz.

Dem letzteren Bataillon war es heute vergönnt, die ersten Kugeln mit dem Feinde zu wechseln.
Schon diesseits Münchhausen stieß es auf feindliche Feldwachen. Die an der Tete befindliche 7. Kompagnie (Premierlieutenant Gemehl) entwickelte gegen dieselben ihren Schützenzug (Lieutenant Fritsch II). Die feindliche Postenlinie wich jedoch eiligst auf ihre Soutiens. Diese Letzteren, vorteilhaft hinter einem Erdwall postiert, eröffneten schon von weit her ein heftiges Feuer. Ohne sich jedoch dadurch aufhalten zu lassen, ging Lieutenant Fritsch in lebhafter Gangart vor. Allein der Feind nahm den Kampf nicht an. Schleunigst eilte er in den nach Süden zu gelegenen Wald, ohne dessen Verteidigung auch nur zu versuchen.

Die 6. und 8. Kompagnie (Hauptmann Thilo und von Böcklin) folgten zwar sofort, konnten jedoch den Gegner, der, lebhaft feuernd, auf Seltz abzog, nicht mehr erreichen. Auf den feindlichen Biwakplätzen fand sich viel zurückgelassenes Gepäck und frisch zubereitetes Essen. Man hatte somit allen Augenschein nach die Franzosen bei Zubereitung und Abkochen ihres Frühstücks überrascht.

Inzwischen erkannte etwa um dieselbe Zeit auch das Detachement von La Roche stärkere feindliche Abheilungen bei Seltz und Seltzer Mühle vor sich und marschierte deshalb hinter den Höhen, südlich Wintzenbach, auf. Von hier wurde Oberst von Wechmar mit dem 1. und Füsilier-Bataillon und einer Batterie abgeschickt, um jeder beiden Punkte sich zu bemächtigen. Aber auch hier zeigte der Feind keine Neigung, sich zu schlagen, verschwand vielmehr baldigst im Hattener Wald.

Um die Verbindung zwischen dem Bataillon Hofmann und dem Detachement La Roche sicher zu stellen, hatte Letzteres unsere 9. Kompagnie (Hauptmann Söldner) links über Schaafhausen dirigirt. Auch hier zeigten sich Abteilungen französischer Infanterie, die jedoch ebenfalls nennenswerten Widerstand nicht leisteten."

 

Scharmützel bei Wörth und Hagenau

Deutsche Truppen

9. Kavallerie-Brigade
(1 Soldat getötet)

2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2

Französische Truppen

Infanterie der Linien-Regimenter 18 und 45 unbekannter Größe

Lanciers unbekannter Größe

Artillerie unbekannter Größe

 

Im Werk des Großen Generalstabes zum Deutsch-Französischen Krieg ist im ersten Band (S. 200-202) die Aufklärungstätigkeit der deutschen Kavallerie beschrieben:

"Um 5 Uhr Morgens brach die Kavallerie-Division [4.] gegen Sulz auf. Zur gleichen Rekogniszirung gingen die Ulanen-Brigade Bernhardi [9. Kavallerie-Brigade] und das 2. Leib-Husaren-Regiment weiter vor; und zwar die Erstere, mit einer Husarenschwadron als Avantgarde, auf der großen Hagenauer Straße, eine Husarenschwadron links nach dem Rhein zu auf Roppenheim, die beiden anderen Husarenschwadronen unter Oberst v. Schamrote rechts gegen die obere Sauer, um die vom Ober-Kommando besonders angeordnete Aufklärung in de Richtung auf Reichshofen zu bewirken.

Abgesehen von einzelnen Schüssen aus den Häusern von Sulz fand man bis zum Hagenauer Wald nicht vom Feinde. General v. Bernhardi hatte sich in den Flanken noch besonders durch Absendung zweier Ulanenschwadronen gedeckt; mit dem Gros der Brigade drang er auf der großen Straße bis zum Südausgang des Forstes vor. Hier aber, schon in der Nähe von Hagenau angelangt, fand man eine abgebrochene Brücke mit feindlicher Infanterie besetzt, deren Widerstand das Karabinerfeuer der Husaren nicht zu überwältigen vermochte. Da auch eine Entwicklung der Ulanen im Walde nicht möglich war, trat die Brigade ihren Rückmarsch an, welchem die feindlichen Tirailleurs noch eine Zeit lang feuernd zu beiden Seiten der Straße folgten. Häufiges Lokomotivpfeifen und Wagengerassel ließen Truppentransporte auf der Hagenauer Bahn vermuten. - Die nach der linken Flanke entsendete Ulanenschwadron fand den Nordrand des Hagenauer Forstes bei Ober-Betschdorf verhauen, so daß sie nicht weiter vordringen konnte. Die noch weiter östlich über Roppenheinm dirigierten Husaren trafen anfängliche nur auf Marodeurs und erst bei Suffelnheim auf eine feindliche Infanterieabtheilung, welche vor der Badischen Division zurückgewichen war. Man hatte erfahren, der Feind sammle Truppen bei Hagenau.

Wichtiger Nachrichten brachten die in westlicher Richtung entsendeten Abteilungen. Die zur rechten Flankendeckung des Generals v. Bernhardi bestimmte Ulanenschwadron fand schon auf der Straße am Ostfuß des Hochwaldes Spuren des gestrigen Rückzuges. Sie überschritt dann die Sauer bei Gunstett und bemerkte ein Truppenlager auf den jenseitigen Uferhöhen, vor demselben französische Lanziers, welche alsbald attackiert wurden. Die feindlichen Reiter entzogen sich dem Angriff; aus einem Graben richtete sich aber Infanteriefeuer gegen die Ulanen, welche unter leichten Verlusten (Sie hatten 1 Mann, 2 Pferde todt, 6 Pferde verwundet) über Gunstett zurückgingen. Die beiden Husarenschwadronen unter Oberst v. Schauroth hatten die ihnen angewiesene Richtung auf Reichshoffen eingeschlagen, fanden aber bei Wörth die Brücke über die Sauer abgebrochen. Bei weiterem Vorgehen zweier Husarenzüge gegen das Dorf erhielten Letztere Infanteriefeuer aus demselben, dann auch noch Granatfeuer von den rechten Uferhöhen, auf welchen man starke Truppenmassen in Bewegung sah. Nach Aussagen der Landleute waren dort die Regimenter Nr. 18 und 45 versammelt, andere 3000 Mann sollen bei Langensulzbach stehen."

 

Stellungen der Armeen am 5. August 1870 abends
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)