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Auf Basis eines umfangreichen Gefechtskalenders, der als Anlage Nr. 202 im fünften Band der von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabes herausgegebenen Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges 1870-71, erschienen 1881, sollen die dort erwähnten Scharmützel, Gefechte und Schlachten hier aufgeführt werden. Belagerungen werden Gegenstand eines gesonderten Beitrages sein.

Die Anlage geht von einer umfassenden Auflistung aus, in die nur Ereignisse aufgeführt wurden, die von "mindestens einer geschlossenen Kompagnie, Eskadron oder Batterie" auf Seite der deutschen Armeen gefochten wurde. Im hier präsentierten Artikel zum Juli und August 1870 sollen die auf Grundlage der Anlage und anderen kriegshistorischen Werken aufgeführten Kampfhandlungen mit Stärke- und Verlustangaben sowie Abbildungen und zeitgenössischen Notizen, u.a. aus Tageszeitungen oder Memoiren, ergänzt werden. Größere Gefechte oder Schlachten sollen in separaten Beiträgen vertiefend dargestellt werden.

Dienstag, 19. Juli 1870

Scharmützel zwischen Saarbrücken und Forbach

Deutsche Truppen Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 7
(2., 3. und 4. Eskadron)
Französische Truppen Jäger zu Pferd

 

Die Kölner Zeitung schreibt zu diesem Scharmützel am 20. Juli 1870:

"Heute Mittag erschoss ein Soldat des 40. Infanterie-Regiments, der auf Vorposten stand, einen Französischen Infanteristen auf 300 Schritt Entfernung. Die Französischen Chasseurs zu Pferde gaben darauf mit ihren Carabinern Feuer, gingen aber dann zurück, als unsere Ulanenpatrouillen vom 7. Ulanen-Regiment vorrückten. Die Französischen Patrouillen kommen jetzt häufig über die Preussische Grenze. Es haben noch verschiedene andere kleine Vorpostengefechte stattgefunden, und es wurden heute Abend zwei gefangene Französische Soldaten eingebracht. Die Franzosen klagen über die Gewaltmärsche, die sie in letzter Zeit gemacht hätten. Die Hitze ist sehr gross und erschwert unsern braven Soldaten sehr den Dienst. (Der Preusse, dessen Geschoss den Französischen Soldaten tödtete, ist der Gefreite Kraus vom Hohenzollernschen Füsilier-Regiment No. 40.)"

 

Sonntag, 24. Juli 1870

Scharmützel in Schreckling bei Saarlouis

Deutsche Truppen 8. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 70
(8. Kompanie - 1 Offizier verwundet)
Französische Truppen Soldaten des Zoll ("Douaniers")

 

Im Tagebuch des Deutsch-Französischen Krieges von Georg Hirth wird das Scharmützel kurz beschrieben:

"Gestern Abend wurde Saarlouis gegenüber von Douaniers auf diesseitige Cavallerie-Patrouillen geschossen; zwei Pferde verwundet. Heute hat eine Compagnie des 8. Rheinischen Infanterie-Regiments No. 70 das Zollhaus in Schrecklingen mit Zollcasse genommen. Douaniers theils getödtet, theils gefangen; Lieutenant v. Alten vom 70. Regiment verwundet. Fünf desertirte Franzosen hier eingetroffen."

 

Mittwoch, 27. Juli 1870

Vorposten-Gefecht bei Ludweiler nahe Völklingen

Deutsche Truppen Hohenzollersches Füsilier-Regiment Nr. 40
(6. Kompanie)
Französische Truppen 3 Kompanien Infanterie und 80 Mann Kavallerie

 

Im Militair-Wochenblatt Nr. 64 (3. August 1870) wird die Kampfhandlung wie folgt beschrieben:

"... Aus diesen Plänkeleien ist hervorzuheben das Gefecht eines Infanterie-Zuges, der bei Ludweiler am Lauterbache (nordöstlich des grossen Warudt-Waldes) vn einer überlegenen Abteilung des Feindes, aus 3 Compagnien Infanterie und 80 Pferden bestehend, angegriffen wurde, diese aber der Art empfing, dass sie mit einem Verlust von 1 Officier und 8 Mann zurückweichen musste, während diesseits nur 1 Mann verwundet wurde."

 

Oberst-Lieutenant von Pestel vom Rheinischen Ulanen-Regiment Nr. 7 

Oberst-Lieutenant von Pestel des Rheinischen Ulanen-Regiments Nr. 7. 

Der am 26. Juli zum Oberst-Lieutenant beförderte Kommandeur des Ulanen-Regiments Nr. 7 organisierte mit drei Schwadronen seines Regiments und einem Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 40 die Verteidigung von Saarbrücken. Dabei versuchte er die anrückenden Verbände des französischen 2. Armeekorps zu täuschen, indem "die Ulanen alsbald als Dragoner, indem sie den Infanteriehelm aufsetzten und den Waffenrock der 40er anzogen; ein anderes mal in Waffenrock und Mütze als Kürassiere und so fort" erschienen.

Donnerstag, 28. Juli 1870

Vorposten-Gefecht bei Saarbrücken

Deutsche Truppen

Hohenzollersches Füsilier-Regiment Nr. 40
(7. Kompanie)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 7
(Abteilungen der 2. und 4. Eskadron - 1 Ulan getötet)

Französische Truppen Infanterie und 2 Geschütze

 

Die Kölner Zeitung beschreibt das Gefecht wie folgt:

"Gestern (28.) gegen Mittag meldeten die Ulanen, welche die Folster Höhe abpatroulliren, dass der Feind mit aufgelöster Tirailleurkette rechts und links der Forbacher Chaussee, dem Exercierplatze gegenüber, sich nähere. Unsere Infanterie besetzte die Höhe nach Arnual hin. Plötzlich ward nicht nur das Militair, sondern die ganze Stadt in Alarm gesetzt, da man in unmittelbarer Nähe Kanonenschüsse vernahm. Dieselben kamen von einer auf den Spicherer Höhen aufgestellten Batterie, die gegen 20 Granaten, direct auf das 'Bellevue' genannte Wirtshaus am Eingang des Cavallerie-Exercierplatzes gerichtet, warf. Zwei dieser Geschosse fielen in das Haus, eines derselben crepirte im Erdgeschosse, das andere schlug in den Giebel. Alle anderen Schüsse hatten dieselbe Richtung; ein Geschoss zerschmetterte einen Nussbaum. Bis in die Stadt sogar fielen die Schüsse, davon einer in das Hospital. Mehrere Granaten fielen auf den Exercier-Platz, eine sogar, die merkwürdiger Weise nicht crepirte, da sie auf einen Fels schlug, wurde als das erste Granaten-Monument dieses Krieges markirt. Unter diesen Schüssen rückten die Franzosen in aufgelöster Tirailleurkette vor und kamen bis zur Folster-Höhe. Hier wurden sie von den Unseren kräftig beschossen und zogen sich danach zurück. Dieses Ganze fand unter strömendem Regen, der sich auch über die ganze Pfalz ausgedehnt zu haben scheint, statt."

 

Samstag, 30. Juli 1870

Vorposten-Gefecht bei St. Arnual nahe Saarbrücken

Deutsche Truppen

Hohenzollersches Füsilier-Regiment Nr. 40
(8. Kompanie)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 7
(Abteilungen der 3. Eskadron - 1 Soldat getötet)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Ulanen-Regiments Nr. 7 (Kusenberg 1890) beschreibt das Gefecht:

"Der Feind ging in großen Massen gegen St. Arnual und Gersweiler vor. Unter heftigem Gewehrfeuer und großer Munitionsverschwendung hielt der den Wald bei St. Arnual und Gersweiler stark besetzt. Zwischen letzterem Ort und Stiring standen hinter dem Drahtzug 2 Infanterie- und 2 Kavallerie-Regimenter. Major v. Pestel sah ein, daß Alles auf dem Spiele stand, wenn nicht durch einen entschlossenen Angriff die alten Stellungen behauptet wurden. Mit der 8. Kompanie 40. Regiments und geringer Ulanenbedeckung ging er gegen den Wald vor; der Vorstoß gelang, um 5 Uhr konnte nach Trier und Coblenz die Meldung abgeschickt werden, daß der Wald frei, der Feind in seine gestrige Stellung zurückgegangen sei."

 

Stellung der Armeen am 31. Juli 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Dienstag, 2. August 1870

Gefecht bei Saarbrücken

Deutsche Truppen

Hohenzollersches Füsilier-Regiment Nr. 40 
(4 Offiziere verwundet, 7 Soldaten getötet, 61 Soldaten verwundet, 5 Soldaten vermisst)

7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69
(10. Kompanie - 2 Soldaten verwundet)

2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9
(2. Eskadron - 2 Husaren verwundet)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 9
(2. und 3. Eskadron)

Rheinisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 8
(6. Leichte Batterie - 1 Soldat getötet, 2 Soldaten verwundet)

Französische Truppen 15 Bataillone Infanterie (davon die Regimenter 8, 23, 24, 40, 66 und 67) sowie zwei Batterien des II. Armeekorps (Frossard)
(2 Offiziere getötet, 4 Offiziere verwundet, 9 Soldaten getötet, 71 Soldaten verwundet)

 

Mit einigen anderen Beobachtern war Major Hermann Brendel vom amerikanischen 34. Infanterie-Regiment Augenzeuge des ersten größeren Gefechtes im Deutsch-Französischen Krieg und beschreibt dies der Kreuz-Zeitung wie folgt:

"Saarbrücken liegt westlich der Saar, also der Französischen Grenze zu, und ist durch zwei Brücken mit St. Johann verbunden. Hier standen schon seit einiger Zeit ein Bataillon des Hohenzollerschen Infanterie-Regiments No. 40 und drei Escadrons des Rheinischen Ulanen-Regiments No. 7, letztere unter dem Commando des erst kürzlich zum Oberstleutnant avancirten Majors v. Pestel, zusammen etwa 900 Mann, und gegenüber an der Französischen Grenze bei Forbach eine ganze Französische Division. Die Höhen welche Saarbrücken nach Westen und Süden umgeben, steigen bis auf mehrere hundert Fuss an, und auf diesen standen die Preussischen Vorposten, während das Bataillon auf zwei Plätzen in der Stadt campirte.
 
7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 40 verteidigt den Exerzierplatz von Saarbrücken (C. Röchling)
Die 7. Kompanie des Infanterie-Regiments Nr. 40 verteidigt den Exerzierplatz in Saarbrücken (C. Röchling)

Gegen 11 Uhr Morgens entwickelte sich plötzlich aus dem Walde, welcher fast parallel mit diesen Höhen läuft, eine Französische Infanterie-Masse von wenigstens 6000 Mann, wenigstens liessen sich so viel aus dem Fenster eines hohen Hauses in Saarbrücken erkennen, so weit dieselben an dem Rande der Höhen erschienen, während sie auf dem Plateau dahinter ebenfalls noch Reserven und Renforts gehabt haben müssen. Mit dem Avanciren dieser Infanterie fuhren auch Kanonen auf, welche nicht allein die sich vom Berge in die Stadt zurückziehenden Preussischen Vorposten, sondern auch sofort die Stadt mit Granaten bewarfen. Es sollen 18 Geschütze gewesen sein. Major Brendel glaubt aber nur 12 mit Bestimmtheit angeben zu können, weil er so viele selbst gezählt hat, während er zugiebt, dass er die übrigen vielleicht wegen seines Standpunktes nicht gesehen. Auf die ersten Schüsse traten die in Saarbrücken stehenden Mannschaften an und gingen dem Feinde vor die Stadt entgegen, erkannten aber sehr bald, dass es sich diesmal nicht um eines der bisherigen Vorposten-Gefechte handele, sondern dass der Besitz von Saarbrücken durch eine ganz unverhälntismässige Uebermacht erzwungen werden sollte; sie nahmen aber zwar das Tirailleurgefecht an, zogen sich aber vor Beginn desselben langsam durch die Stadt und über die beiden Saarbrücken zurück. Das Französische Infanteriefeuer war ausserordentlich heftig und lärmend, weil das Chassepot-Gewehr einen weit stärkeren und schrillenden Knall hat, als das Zündnadelgewehr. Die Wirkung dieses anscheinend entsetzlichen Feuers war indessen im Verhältnis zur Zahl der Kämpfenden höchst unbedeutend. Major Brendel sah, dass die Franzosen im Eifer das Gewehr gar nicht mehr an die Backe anlegten, sondern unmittelbar mit dem Fertig, ohne zu zielen, nur nach der Richtung losschossen, wo die Preussen standen. Er war dagegen erstaunt über die ausserordentliche Entfernung, auf welche die Franzosen schossen; denn er fand an einer Lehm-Mauer, deren Entfernung er auf 1500 bis 1800 Schritt schätzte, eine grosse Menge von Kugeln abgeplattet in der Lehm-Bekleidung stecken. Zu einem Bajonett-Angriff von Seiten der Franzosen, wobei von einem Elan oder einer furia francese hätte bemerkt werden können, kam es während des ganzen Gefechts nicht und dessen nothwendiger Verlauf war schon bei seinem Beginne gegeben, denn wenn 900 Mann jenseits eines Flusses von 6000 Mann mit 12 Geschützen angegriffen werden und keine Unterstützung hinter sich haben und nicht haben sollen, so kann es nur darauf ankommen, jeden Baum und jedes Haus, ode jede Strassen-Ecke zu benutzen, um das Vordringen des Feindes zu verzögern.

Französische Artillerie vor Saarbrücken (M. Palladier)
Französische Artillerie vor Saarbrücken (M. Palladier)

Nachdem das Infanterie-Feuer einige Zeit gedauert, brachten die Preussen auch 4 Geschütze ins Gefecht, welche aber, wie es schien, nur auf die Französische Artillerie schossen. Diese schoss vortrefflich. Am Bahnhofe sah man nachher eine Kugel neben de Rindern sitzen und einige in die Preussische Batterie geworfenen Granaten schienen eine grosse Wirkung gehabt zu haben. Gegen 3 Uhr hörte das Feuer-Gefecht ganz auf, und Major Brendel benutzte diese Pause, um mit den Preussen auf das rechte Ufer der Saar zu gelangen. Als er die Stadt verliess, brannte es an vier Stellen, aber nicht heftig, und bei der ruhigen Luft auch anscheinend nicht ungefährlich. Offenbar hatten Französische Granaten gezündet. Auf der Strasse bis zur Brücke sah er ungefähr 6 todte Preussische Soldaten, und auf seine spätere Erkundigung hörte er , dass der Preussische Verlust in dem ganzen 4 stündigen Gefechte 60 Mann betrage, von denen 20 Mann todt, 20 Mann verwundet mit zurückgenommen und 20 Mann vermisst wurden, also verwundet in Französische Gefangenschaft gerathen sein mögen. Dagegen holte ein Preussischer Officier während der Gefechtspause, nach drei Uhr, zwei Franzosen aus seinem Hause, in welches sie eingedrungen waren, und liess sie als Gefangene abführen. Bei den Franzosen scheinen die Verluste ungleich stärker gewesen zu sein, denn von den ruhig und sicher abgegebenen Zündnadelsaslven stürzten ganze Haufen. Das verheerende Feuer des Zünönadelgewehrs schien die vordringenden Franzosen auch sehr bald stutzig gemacht zu haben, denn sobald hinter einem Hause oder Gebüsch einige Preussische Pickelhauben auftauchten, liefen ganze Tirailleurgruppen zurück oder warfen sich auf den Boden.

Um 4 Uhr ungefähr sehr Major Brendel einige Compagnien Franzosen in die Stadt einrücken, aber nur die westliche Hälfte besetzen. Bei den brennenden Häusern sah er eine Spritze in Thätigkeit."

 

Positionen um Saarbrücken am 2. August 1870 gegen 10 Uhr morgens 
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Vorposten-Gefecht bei Völklingen

Deutsche Truppen

7. Rheinisches Infanterie-Regiment Nr. 69
(9., 11. und 12 Kompanie Kompanie)

Rheinisches Ulanen-Regiment Nr. 7
(1. Eskadron)

Französische Truppen Infanteriebataillone und 4 Geschütze des III. Armeekorps Bazaine

 

Nach der Beschreibung in der Kriegsgeschichte des Großen Generalstabes (Band 1, S. 142-143) traf die französische Infanterie bei der Wehrdener Brücke auf Widerstand, woraufhin die herangezogenen Geschütze Schrapnellfeuer eröffneten. Der Angriff war erfolglos und die Franzosen zogen sich daraufhin wieder zurück.

 

Mittwoch, 3. August 1870

Scharmützel bei St. Johann

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3
(2. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Kölner Zeitung schreibt kurz zu diesem Scharmützel:

"Heute Mittags kam plötzlich ein Zug Ulanen des dritten Regiments (Brandenburger) nach St. Johann gesprengt und nach wenigen Minuten waren sechs Französische Soldaten in der Bahnhofstrasse von denselben gefangen. Wäre dieser Zug etwa zwei Stunden früher gekommen, so hätten sie bequem den Französischen Generalstab, der in Bedeckung von zwei Chasseurs von Saarbrücken aus durch St. Johann ritt, gefangen nehmen können."

 

Scharmützel bei der Blies

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Husaren-Regiment (Zietensche Husaren) Nr. 3
(2. Eskadron)

Schleswig-Holsteinsches Ulanen-Regiment Nr. 15
(5. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Husaren-Regiments Nr. 3 von Ardenne (Berlin 1874) berichtet zu diesem Aufeinandertreffen mit den französischen Truppen:

"Die 2. Eskadron (Rittmeister v. Grimm) wurde auf der großen Straße nach Habkirchen und Rheinheim vorgeschickt, um dort die Grenze zu rekognoszieren. Nach ziemlich anstrengendem Ritt spürte die Eskadron den Feind in Habkirchen auf. Einige französische Kavalleristen wurden von dem Avantgardenzug des Lieutenants v. Schaper unter heftigem Feuer durch das Dorf hindurchgejagt. Hinter demselben auf der Straße nach Neunkirchen stand aber französische Infanterie, die dem weiteren Vordringen der preußischen Reiter durch heftiges Feuer ein Ziel setzte. Hier lernten unsere Husaren zum ersten Mal das Chassepotfeuer kennen. Die Franzosen schossen auf unglaubliche Entfernung und gaben auf einzelne Husaren ein rollendes Schnellfeuer ab. Die Kugeln gingen aber fast alle viel zu hoch und von der Schießfertigkeit der Franzosen konnte man wohl einen geringen Begriff bekommen.
Diesseits ward nur der Avantageur v. Gaffron von einem Streifschuß so unbedeutend verwundet, daß er keinen Moment außer Dienst blieb."

 

Donnerstag, 4. August 1870 

Scharmützel bei St. Johann

Deutsche Truppen

Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6
(2. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Im Werk des Großen Generalstabes findet sich im ersten Band auf Seite 165 folgender kurze Hinweis zu diesem Geplänkel:

"Kleinere Vorpostenunternehmungen bei der 6. Kavallerie-Division ergaben am 4. August nach der Saar hin keine wesentliche Aenderung der dortigen Verhältnisse. Rittmeister v. Knoblauch vom Kürassier-Regiment Nr. 6 fand St. Johann unbesetzt, erhielt aber Feuer von der nach Saarbrücken führenden Brücke." 

 

Scharmützel nahe Seltz

Deutsche Truppen

Pommersches Füsilier-Regiment Nr. 34
(3. Kompanie, Teil der Besatzung von Rastatt)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Schlacht von Weißenburg

Deutsche Truppen

V. Armee-Korps

21. Infanterie-Division

1. Hessisches Husaren-Regiment Nr. 13

Hessisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 11
(Reitende Abteilung)

4. Bayerische Infanterie-Division

5. Bayerische Infanterie-Brigade

5. Bayerisches Chevaulegers-Regiment Prinz Otto
(3. und 4. Eskadron)

4. Bayerische Feld-Genie-Kompanie

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
91 Offiziere und 1.460 Mann getötet oder verwundet

Französische Truppen

2. Division (General Abel Douay) des I. Armee-Korps

11. Regiment Jäger zu Pferd

3. Husaren-Regiment

Gesamtverluste der französischen Truppen:
90 Offiziere (darunter der gefallene General Douay) und 1.521 Mann getötet oder verwundet, etwa 1.000 Gefangene

 

Schlacht von Weißenburg am 4. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Im Preußischen Staats-Anzeiger wird der offizielle Bericht zur ersten Schlacht des Deutsch-Französischen Krieges veröffentlicht:

"Der Kronprinz hatte die Absicht, am 5. August mit der Armee bis an die Lauter vorzurücken und dieselbe mit den Vortruppen zu überschreiten. Es musste zu diesem Zweck der Bienwald auf 4 Strassen durchschritten werden. Der Feind sollte, wo er angetroffen würde, zurückgeworfen werden. Die Marsch-Ordnung für die einzelnen Kolonnen bestimmte: 1) Die Division Bothmer, die Avantgarde, dirigirt sich auf Weissenburg und sucht sich in den Besitz der Stadt zu setzen. Sie hat ihre rechte Flanke durch Entsendung eines Detachements über Bellenborn nach dem Bobenthal zu sichern und bricht um 6 Uhr früh aus ihren Bivouacs auf. 2) Der Rest des Corps Hartmann mit der Division Walther bricht um 4 Uhr früh aus den Bivouacs auf und marschiert mit Umgehung von Landau über Impflingen und Bergbauern nach Ober-Otterbach. 3) Die Kavallerie-Division concentrirt sich südlich Mersheim um 6 Uhr früh und marschirt über Sinsheim, Rohrbach, Billigheim, Barbelroth, Kapellen bis an den Otterbach, 4000 Fuss westlich Ober-Otterbach. 4) Das 5. Corps bricht um 4 Uhr früh aus dem Bivouac bei Billigheim auf und marschirt über Barbelroth und Nieder-Otterbach auf Gross-Steinfeld und Kapsweyer. Es formiert seine besondere Avantgarde, die bei St. Remy und Waghäusel die Lauter überschreitet und auf den jenseitigen Höhen Vorposten aussetzt. 5) Das 11. Corps bricht um 4 Uhr früh von Rohrbach auf und dirigirt sich über Steinweiler, Winden, Scheid durch den Bienwald auf die Bienwaldshütte. Es formiert seine besondere Avantgarde, die über die Lauter vordringt und auf den jenseitigen Höhen Vorposten aussetzt. Das Corps Werder marschirt auf der grossen Strasse nach Lauenburg, sucht sich in Besitz dieses Orts zu setzen und setzt auf dem jenseitigen Ufer Vorposten aus. 7) Das Corps von der Tann bricht um 4 Uhr aus den Bivouacs auf und marschirt auf der grossen Strasse über Rülzheim und Langenkandel, wo es westlich dieses Orts Bivouacs bezieht. 8) Das Hauptquartier wird voraussichtlich nach Nieder-Otterbach verlegt werden.

Am Morgen des 4. August treten, diesen Dispositionen gemäss, sämtliche Kolonnen den Vormarsch an. Der Kronprinz traf bei trübem, regnerischem Wetter auf den Höhen östlich von Schweigen ein; gleichzeitig fielen die ersten Schüsse vor Weissenburg, gegen welchen Ort die Avantgarde der Division Bothmer zum Angriff vorging. Weissenburg besitzt eine völlig geschlossene Enceinte aus Wall und Graben. Die Thore waren geschlossen und stark verbarrikadiert. Der Ort war mit zwei Bataillonen, je eines vom 1. Regiment Turcos und vom 74. Linien-Infanterie-Regiment besetzt. Auf den Höhen südlich Weissenburg entwickelten sich 2 andere Bataillone in Linie und eine Batterie. Die Avantgarde der Division Bothmer, von der Besatzung Weissenburgs mit Feuer empfangen, entwickelte ihre drei Bataillone, das Chevauxlegers-Regimetn und 1 Batterie südlich Schweigen und eröffnete ein lebhaftes Feuergefecht gegen Weissenburg. In diesem Ort brach sehr bald an zwei Stellen Feuer aus, doch schien ein Sturm unter Berücksichtigung der lokalen Verhältnisse vorläufig nicht ratsam. Man zog es mit Recht vor, die Erfolge der übrigen Colonnen abzuwarten und beschränkte sich deshalb auf dieser Stelle auf ein hinhaltendes Feuergefecht.

Das 5. Corps hatte die 9. Division an der Tete. Die Avantgarde, 17. Infanterie-Brigade, war auf die Übergänge bei der St. Remy-Mühle und bei Waghäusel dirigirt worden, um 9 ¾ Uhr debouchirten die Teten dieser Kolonnen jenseits der Lauter, und formierten sich zum Angriff auf Guttenhof und die nebenliegenden Höhen, von denen aus der Feind um 10 Uhr ein lebhaftes Geschützfeuer eröffnete. Als dem General-Commando des 5. Armeecorps gemeldet wurde, dass die Bayerische Division Bothmer vor Weissenburg stark engagirt war, erhielt die 18. Infanterie-Brigade, unter General-Major v. Voigts-Rhetz, den Befehl, gegen Altenstadt und über diesen Ort hinaus gegen den Geisberg vorzugehen.

Um 11 Uhr rückte die Tete der Brigade gegen Altenstadt heran. Um 11 ½ Uhr war der Ort genommen, und debouchirte die Brigade am südlichen Ufer der Lauter, woselbst sie sich sogleich zum Angriff gegen den Geisberg formierte. Der Feind hatte auf dieser Höhe eine starke Position genommen. Gleichzeitig wurden 2 Bataillone vom 47. Regiment (18. Brigade) und 1 Bataillon vom 58. Regiment (17. Brigade), welches letztere ebenfalls gegen Altenstadt vorgerückt war, am südlichen Lauter-Ufer gegen Weissenburg entsandt, um die Bayerische Division Bothmer bei Wegnahme dieses Ortes zu unterstützen. Um dieselbe Zeit, 11 ½ Uhr, lief beim Kronprinzen die Meldung ein, dass auch die Teten des 11. Corps links neben denen des 5. eingetroffen waren. General von Bose hatte den Bienwald und die Lauter, ohne auf Widerstand zu stossen, durchschritten und demnächst zufolge des ihm ertheilten Befehls den Vormarsch über Schleithal in der Richtung auf Ingolsheim fortgesetzt. Um 11 Uhr waren die Teten des Corps auf Schleithal debouchirt und sogleich in der Richtung auf das Kanonenfeuer gegen den Geisberg vorgeschickt worden.

Nach einem lebhaften Artilleriekampf von Seiten des 5. Corps, an welchem sich auch ein Theil der Corps-Artillerie beteiligt hatte, avancierte um 12 ½ Uhr die 18. Infanterie-Brigade gegen den Geisberg, während vom 11. Corps die 41. Brigade, welcher die Corps-Artillerie vorangeeilt war, gleichzeitig von Schleithal her gegen diese Stellung vorrückte.

Bayerische Truppen stürmen durch die Weinberge auf Weißenburg (nach Louis Braun)
Bayerische Truppen stürmen durch die Weinberge auf Weißenburg zu (L. Braun)

Das blosse Erscheinen dieser Truppen hatte den Feind schon gezwungen, gegen dieselben Front zu machen und den rechten Flügel zurück zu nehmen. Die Preussischen Bataillone avancierten die steile Höhe hinan mit unübertrefflicher Ruhe und Bravour, trotz des mörderischen Feuers der Gegner, trotz der grossen Schwierigkeiten, welche der steile Abhang dem Avancieren entgegenstellte, schwankte die Bewegung keinen Augenblick. Unter grossen Verlusten, welche namentlich das an der Tete marschirende Königs-Grenadier-Regiment Nr. 7 erlitt, wurde um 12 ½ Uhr das vorderste Gehöft und um 1 Uhr das dahinter gelegene Schloss im ersten Anlauf genommen.

Die 1. Compagnie 5. Jäger-Bataillon eroberte um 12 ½ Uhr ein Französisches Geschütz, welches zur Flankierung des Abhanges mit der Front gegen Weissenburg ein wenig vorgeschoben war. Mit Verlust des Geisberges hatte die Französische Stellung ihren Hauptstützpunkt eingebüsst. Um 1 ½ Uhr versuchten die Franzosen noch einen kurzen, aber vergeblichen Offensivstoss augenscheinlich nur zur Deckung ihres Rückzuges, der in drei Kolonnen durch den grossen Bannwald angetreten wurde. Nachdem um 1 ½ Uhr die Artillerie beider Corps mit gutem Erfolg die abziehenden feindlichen Kolonnen beschossen hatte, übernahmen um 2 Uhr die beiden Kavallerie-Regimenter der 9. und 10. Division die Verfolgung.

Der Commandeur der 4. Cavallerie-Division erhielt um 4 Uhr den Befehl, seine Regimenter bis an die Linie Weissenburg-Altstadt heranzuziehen.

Was die Erstürmung von Weissenburg betrifft, so griffen um 12 Uhr die Truppen der Division Bothmer gleichzeitig mit den vorerwähnten drei Preussischen Bataillonen die Festung an, deren sorgfältig verbarrikadierte Thore durch die Artillerie eingeschossen werden mussten.

Bayerische und Preussische Bataillone nahmen die ihnen gegenüberliegenden Eingänge im ersten Anlauf. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Nach der Erstürmung von Weissenburg wurde das Bayerische Corps Hartmann bis über den Knotenpunkt der Chausseen von Strassburg und Bitsch hinaus vorgenommen. So war von allen Truppen, wenn auch teilweise mit schweren Verlusten, die Aufgabe des Tages glänzend gelöst.

Der erste Sieg auf Französischem Boden, der Anblick der verhältnissmässig zahlreichen Französischen Gefangenen wird unzweifelhaft die Siegeszuversicht der Deutschen Truppen noch stärken und erheben.

Auf Französischer Seite hat die Division Douay gestanden.

Es wurden Gefangene gemacht vom 50., 74. und 78. Linien-Infanterie-Regiment, vom 1. Regiment Turcos und vom 3. Husaren-Regiment.

Bei der Division befanden sich ausserdem das 11. Regiment Chasseurs à chevaleresk, sowie 3 Batterien und 1 Mitrailleusen-Batterie, von denen letztere jedoch nur 3 Schüsse auf grosse Entfernungen gegen Artillerie abgab, dann aber durch eine einschlagende Preussische Granate, welche die Explosion einer Mitrailleuse bewirkte und grosse Verheerungen unter der Bedienungsmannschaft anrichtete, zum Abfahren gezwungen wurde.

Sämmtliche im Gefecht gewesenen diesseitigen Truppen bivouakirten auf den Höhen südlich der Lauter und setzten Vorposten aus.

Das kombinierte Corps Werder hatte Lauterburg ohne Gefecht besetzt, eine Brigade gegen Selz vorgeschoben und Vorposten im Anschluss an diejenigen des 11. Corps ausgesetzt.

General Douay ist gefallen, sein Generalstabs-Officier verwundet in Gefangenschaft gerathen. Die Verluste des Feindes an Todten und Verwundeten lassen sich nicht genau übersehen, weil derselbe die Verwundeten auf seinem Rückzuge mitgeführt hat. Circa 1000 unverwundete Gefangene, darunter ungefähr 30 Officiere, sowie ein erobertes Geschütz fielen den Siegern in die Hände; die diesseitigen Verluste sind bedeutend, namentlich an Officieren. Vom 5. Corps haben verloren: das 58. Regiment 5 Offiziere todt, 11 Offiziere verwundet; das Königs-Grenadier-Regiment 10 Offiziere todt, 12 Offiziere verwundet; das 47. Regiment 1 Officier todt, 2 verwundet; das 4. Dragoner-Regiment 1 Officier todt; das 5. Jäger-Bataillon 2 Offiziere verwundet. Vom 11. Preussischen Corps sind 15 Offiziere verwundet; vom 2. Bayerischen Corps 3 Offiziere todt, 11 Offiziere verwundet. Der Gesammtverlust an Mannschaften beträgt über 700 Mann an Todten und Verwundeten."

 
Kronprinz Friedrich Wilhelm beim gefallenen französischen General Douay nach der Schlacht von Weissenburg (Anton von Werner)
Der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm beim gefallenen französischen General Douay
nach der Schlacht von Weissenburg
 (A. von Werner)

Das offizielle französische Bulletin vermerkt zur Schlacht von Weißenburg:

"Gestern wurden bei Weißenburg 3 Regimenter Infanterie von der Division Douay und 1 Brigade leichter Kavallerie von sehr beträchtlichen feindlichen Streitkräften angegriffen, die sich in den die Lauter begrenzenden Wäldern angesammelt haben. Während mehrerer Stunden leisteten die genannten Truppen den Angriffen des Feindes Widerstand und zogen sich sodann auf den Col du Pigeonnier zurück, welcher die Linie von Bitsch beherrscht. General Douay wurde getötet, und eine Kanone, deren Bespannung getötet wurde und deren Lafette gebrochen war, fiel in die Hände des Feindes. Marschall Mac Mahon concentrirt in seiner Stellung die unter seinem Befehle stehenden Truppen."

 

Freitag, 5. August 1870

Scharmützel bei Münchhausen

Deutsche Truppen

6. Badisches Infanterie-Regiment
(12. Kompanie - 1 Offizier getötet, 1 Soldat getötet, 1 Soldat verwundet)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

In der Badischen Landes-Zeitung ist hierüber zu lesen:

"Heute früh 2 ½ Uhr machte eine kleine Abtheilung des Füsilierbataillons des 6. Badischen Inf.-Reg. von Steinmauern aus eine Ausspähung über den Rhein nach dem jenseitigen Französischen Dorf Münchhausen, um eine Anzahl Nachen, die im dortigen Altrhein lagen, wegzunehmen. Der Zweck wurde vollständig erreicht, und 20 Nachen theils erbeutet, theils zerstört. Leider erforderte dieser Gewinn auch seine Opfer: Secondelieutenant Ludwig Lehr von Heidelberg, ein junger Officier, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, stiess an der Spitze seiner Patrouille bei Absuchung des Ortes Münchhausen auf ein besetztes Haus und fiel, von einer sogleich tödtlichen Kugel mitten durch das Herz geschossen, neben ihm der Gefreite Joseph Kaiser von Häusern, Amts St. Blasen, während der Gefreite Thumm durch einen Streifschuss am Hals verwundet wurde. Das Rückpassiren des Stroms geschah gegen 4 Uhr unbehelligt."

 

Vorposten-Gefecht bei Münchhausen und Seltz

Deutsche Truppen

1. Badisches (Leib-) Grenadier-Regiment
(2. Bataillon - 3 Soldaten verwundet)

3. Badisches Dragoner-Regiment Prinz Karl
(1. Eskadron - 2 Soldaten verwundet)

Badisches Feld-Artillerie-Regiment
(1. schwere Batterie)

Französische Truppen

36. Linien-Infanterie-Regiment
(2. Bataillon)

50. Linien-Infanterie-Regiment
(1. Bataillon)

16. Jäger-Bataillon
(1 Abteilung)

Jäger zu Pferd
(1 Eskadron)

 

In der Regimentsgeschichte von Barsewisch (Karlsruhe 1893) wird das Gefecht wie folgt beschrieben:

"General von Werder hatte den Befehl, an diesem Tage Aschbach zu erreichen, mit Vorposten bis Rittershofen und Nieder-Rödern.
Das Regiment mußte während des Marsches dahin die linke Flanke des Korps decken und marschierte zu dem Ende mit dem 1. und Füsilier-Bataillon, 2 Escadrons und 1 Batterie unter General von La Roche über Wintzenbach; mit dem 2. Bataillon (Oberstlieutenant Hofmann) und 1 Escadron auf Seltz.

Dem letzteren Bataillon war es heute vergönnt, die ersten Kugeln mit dem Feinde zu wechseln.
Schon diesseits Münchhausen stieß es auf feindliche Feldwachen. Die an der Tete befindliche 7. Kompagnie (Premierlieutenant Gemehl) entwickelte gegen dieselben ihren Schützenzug (Lieutenant Fritsch II). Die feindliche Postenlinie wich jedoch eiligst auf ihre Soutiens. Diese Letzteren, vorteilhaft hinter einem Erdwall postiert, eröffneten schon von weit her ein heftiges Feuer. Ohne sich jedoch dadurch aufhalten zu lassen, ging Lieutenant Fritsch in lebhafter Gangart vor. Allein der Feind nahm den Kampf nicht an. Schleunigst eilte er in den nach Süden zu gelegenen Wald, ohne dessen Verteidigung auch nur zu versuchen.

Die 6. und 8. Kompagnie (Hauptmann Thilo und von Böcklin) folgten zwar sofort, konnten jedoch den Gegner, der, lebhaft feuernd, auf Seltz abzog, nicht mehr erreichen. Auf den feindlichen Biwakplätzen fand sich viel zurückgelassenes Gepäck und frisch zubereitetes Essen. Man hatte somit allen Augenschein nach die Franzosen bei Zubereitung und Abkochen ihres Frühstücks überrascht.

Inzwischen erkannte etwa um dieselbe Zeit auch das Detachement von La Roche stärkere feindliche Abheilungen bei Seltz und Seltzer Mühle vor sich und marschierte deshalb hinter den Höhen, südlich Wintzenbach, auf. Von hier wurde Oberst von Wechmar mit dem 1. und Füsilier-Bataillon und einer Batterie abgeschickt, um jeder beiden Punkte sich zu bemächtigen. Aber auch hier zeigte der Feind keine Neigung, sich zu schlagen, verschwand vielmehr baldigst im Hattener Wald.

Um die Verbindung zwischen dem Bataillon Hofmann und dem Detachement La Roche sicher zu stellen, hatte Letzteres unsere 9. Kompagnie (Hauptmann Söldner) links über Schaafhausen dirigirt. Auch hier zeigten sich Abteilungen französischer Infanterie, die jedoch ebenfalls nennenswerten Widerstand nicht leisteten."

 

Scharmützel bei Wörth und Hagenau

Deutsche Truppen

9. Kavallerie-Brigade
(1 Soldat getötet)

2. Leib-Husaren-Regiment Nr. 2

Französische Truppen

Infanterie der Linien-Regimenter 18 und 45 unbekannter Größe

Lanciers unbekannter Größe

Artillerie unbekannter Größe

 

Im Werk des Großen Generalstabes zum Deutsch-Französischen Krieg ist im ersten Band (S. 200-202) die Aufklärungstätigkeit der deutschen Kavallerie beschrieben:

"Um 5 Uhr Morgens brach die Kavallerie-Division [4.] gegen Sulz auf. Zur gleichen Rekogniszirung gingen die Ulanen-Brigade Bernhardi [9. Kavallerie-Brigade] und das 2. Leib-Husaren-Regiment weiter vor; und zwar die Erstere, mit einer Husarenschwadron als Avantgarde, auf der großen Hagenauer Straße, eine Husarenschwadron links nach dem Rhein zu auf Roppenheim, die beiden anderen Husarenschwadronen unter Oberst v. Schamrote rechts gegen die obere Sauer, um die vom Ober-Kommando besonders angeordnete Aufklärung in de Richtung auf Reichshofen zu bewirken.

Abgesehen von einzelnen Schüssen aus den Häusern von Sulz fand man bis zum Hagenauer Wald nicht vom Feinde. General v. Bernhardi hatte sich in den Flanken noch besonders durch Absendung zweier Ulanenschwadronen gedeckt; mit dem Gros der Brigade drang er auf der großen Straße bis zum Südausgang des Forstes vor. Hier aber, schon in der Nähe von Hagenau angelangt, fand man eine abgebrochene Brücke mit feindlicher Infanterie besetzt, deren Widerstand das Karabinerfeuer der Husaren nicht zu überwältigen vermochte. Da auch eine Entwicklung der Ulanen im Walde nicht möglich war, trat die Brigade ihren Rückmarsch an, welchem die feindlichen Tirailleurs noch eine Zeit lang feuernd zu beiden Seiten der Straße folgten. Häufiges Lokomotivpfeifen und Wagengerassel ließen Truppentransporte auf der Hagenauer Bahn vermuten. - Die nach der linken Flanke entsendete Ulanenschwadron fand den Nordrand des Hagenauer Forstes bei Ober-Betschdorf verhauen, so daß sie nicht weiter vordringen konnte. Die noch weiter östlich über Roppenheinm dirigierten Husaren trafen anfängliche nur auf Marodeurs und erst bei Suffelnheim auf eine feindliche Infanterieabtheilung, welche vor der Badischen Division zurückgewichen war. Man hatte erfahren, der Feind sammle Truppen bei Hagenau.

Wichtiger Nachrichten brachten die in westlicher Richtung entsendeten Abteilungen. Die zur rechten Flankendeckung des Generals v. Bernhardi bestimmte Ulanenschwadron fand schon auf der Straße am Ostfuß des Hochwaldes Spuren des gestrigen Rückzuges. Sie überschritt dann die Sauer bei Gunstett und bemerkte ein Truppenlager auf den jenseitigen Uferhöhen, vor demselben französische Lanziers, welche alsbald attackiert wurden. Die feindlichen Reiter entzogen sich dem Angriff; aus einem Graben richtete sich aber Infanteriefeuer gegen die Ulanen, welche unter leichten Verlusten (Sie hatten 1 Mann, 2 Pferde todt, 6 Pferde verwundet) über Gunstett zurückgingen. Die beiden Husarenschwadronen unter Oberst v. Schauroth hatten die ihnen angewiesene Richtung auf Reichshoffen eingeschlagen, fanden aber bei Wörth die Brücke über die Sauer abgebrochen. Bei weiterem Vorgehen zweier Husarenzüge gegen das Dorf erhielten Letztere Infanteriefeuer aus demselben, dann auch noch Granatfeuer von den rechten Uferhöhen, auf welchen man starke Truppenmassen in Bewegung sah. Nach Aussagen der Landleute waren dort die Regimenter Nr. 18 und 45 versammelt, andere 3000 Mann sollen bei Langensulzbach stehen."

 

Stellungen der Armeen am 5. August 1870 abends
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Samstag, 6. August 1870

Scharmützel bei Saarbrücken

Deutsche Truppen

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3
(4. Eskadron)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

In der Kriegsgeschichte von 1870/71 des Großen Generalstabes ist zu diesem Aufklärungsritte erwähnt, dass die Ulanen-Schwadron noch in der Nacht auf den 6. August beim Überqueren der Saarbrücke von St. Johann nach Saarbrücken unter heftigen Beschuss geriet.

 

Scharmützel bei Rimling (oberhalb Saargemünd)

Deutsche Truppen

Magdeburgisches Kürassier-Regiment Nr. 7

Magdeburgisches Husaren-Regiment Nr. 10
(3. und 4. Eskadron - 1 Offizier verwundet, 1 Husar getötet)

Magdeburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 4
(1. Reitende Batterie)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Husaren-Regiments Nr. 10 von Thielen (Hannover 1888) beschreibt kurz die Kämpfe:

"Am folgenden Tag [6. August] Mittags fand der Vormarsch auf Rheinheim statt, woselbst Stab und 1. Escadron verblieben, die 2. Escadron bezog bei Bliesbrücken Vorposten, die 3. und 4. unternahmen mit zwei Escadrons des 7. Cürassier-Regiments die Meldung des Lieutenants A. von Trotha, daß eine lange feindliche Colonne aller Waffen auf der Chaussee Rohrbach-Bitsch marschire, einen Vorstoß gegen Rohrbach. Das Detachement erhielt Feuer. Der Gefreite Schulze 4. Escadron und 2 Pferde blieben, der Rittmeister von Kaisenberg erhielt einen Schuß in die Seite und kam in das Lazareth nach Zweibrücken; außerdem wurden 2 Pferde verwundet."

 

Aufklärung bei Neunkirchen und Habkirchen

Deutsche Truppen

Schleswig-Holsteinsches Ulanen-Regiment Nr. 15
(1. Eskadron - 1 Ulan getötet, 1 Ulan verwundet)

15. Kavallerie-Brigade

Brandenburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 3 (General-Feldzeugmeister)
(2. Reitende Batterie)

Französische Truppen Infanterie unbekannter Größe

 

Die Regimentsgeschichte des Ulanen-Regiments Nr. 15 von Glasenapp (Berlin 1894) berichtet:

"Da die weitere Rekogniszirung durch die einbrechende Dunkelheit [am 5.8.] verhindert wurde, ging Rittmeister Brix in der Frühe des folgenden Tages nochmals mit der gesammten Eskadron vor. Beim Erscheinen der Eskadron vor Neunkirchen entwickelte sich feindliche Infanterie zu beiden Seiten des Ortes, auch wurden in der Ferne ein mit Schimmeln berittenes Regiment chasseurs à cheval und eine Kürassier-Eskadron sichtbar."

 

Schlacht von Spichern

Deutsche Truppen

5. Infanterie-Division

14. Infanterie-Division

3. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 20
(Füsilier-Bataillon)

Hohenzollernsches Füsilier-Regiment Nr. 40

6. Westfälisches Infanterie-Regiment Nr. 55

Westfälisches Jäger-Bataillon Nr. 7

1. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 8

2. Rheinisches Husaren-Regiment Nr. 9

2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11

Herzoglich Braunschweigisches Husaren-Regiment Nr. 17

1. Brandenburgisches Ulanen-Regiment (Kaiser von Rußland) Nr. 3

Oldenburgisches Dragoner-Regiment Nr. 19

Brandenburgisches Kürassier-Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6

Ostpreußisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 1
(4. Schwere und 4. Leichte Batterie)

Brandenburgisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 3 (General-Feldzeugmeister)
2. Fuß- und Reitende Abteilung)

Westfälisches Artillerie-Regiment Nr. 7
(5. und 6. Leichte Batterie, 2. und 3. Reitende Batterie)

Rheinisches Feld-Artillerie-Regiment Nr. 8
(6. Leichte und 6. Schwere Batterie)

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
862 Offiziere und 3.632 Mann getötet oder verwundet, 372 Mann vermisst

Französische Truppen

2. Armee-Korps (General Frossard)

Gesamtverluste der französischen Truppen:
249 Offiziere und 3.828 Mann getötet oder verwundet, mehrere 100 Gefangene

 

Schlacht von Spichern am 6. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Der bekannte Korrespondent Hans Wachenhusen schreibt in der Kölner Zeitung direkt vom Schauplatz der Schlacht:

"Unmöglich ist es, schon einige Stunden nach einem so heissen Gefechte, dessen letzte Momente die Nacht umschleierte, einen irgendwie eingehenden Bericht niederzuschreiben, zumal der ganze Kampf unsererseits ein ganz unvorhergesehener, nicht beabsichtigter war. Nur die 69er hatten, seit wir die Stadt Saarbrücken räumten, wieder Fühlung am Feinde genommen und sich in St. Johann wieder festgesetzt. Die Franzosen selbst hatten die Stadt, wie ich heute bei meiner Rückkehr höre, keineswegs occupirt, sondern nur in derselben fouragirt. General Frossard war allerdings nach unserem Abzug in Saarbrücken in sehr theatralischem Cortége erschienen und hatte sich beim Bürgermeister nach dem Betragen seiner Leute erkundigt, ihnen auch auf einige Beschwerden das Betreten der Stadt ohne Sergeanten streng untersagt; die Rohheiten, die sie hier verübt haben sollten, beschränken sich nur darauf, dass die Franzosen nach 6 Uhr Abends, wenn sie einen "Bock" zuviel getrunken, denselben nicht bezahlten, und dass einzelne Soldaten, die trotz der Ordre während der Nacht hier geblieben, auf erotische Abenteuer ausgegangen waren. Im Uebrigen hatten sie eben nur aus strategischen Rücksichten die Position auf der Höhe des Winterberges und des Exerzierplatzes innegehabt, sich um die Gemeinde-Angelegenheiten, um Post und dergl. aber nicht bekümmert.

Wie bekannt, las es in den Absichten des Generals von Moltke, den hiesigen offenen Platz nicht behaupten zu wollen, so lange nicht auch vor der Mündung des Nahethales der Aufmarsch unserer Armee vollendet, mit andere Worten, sich auf keinerlei ernste Engagements einzulassen, ehe nicht eine der Stärke des gegenüberstehenden Feindes entsprechende Truppenzahl herangekommen war. Währen der letzten Tage vollzog sich nun dieser Aufmarsch in ungeheurem Maassstabe, wie auf der ganzen Linie. Nothwendig schoben sich also die Spitzen unserer Truppen wieder bis nach Saarbrücken vor. Wie ich schon meldete, hatten die Franzosen ihre verschanzte Position auf dem Exerzierplätze und dem Winterberge wieder verlassen, und die Spitzen der Armeecorps der ersten und zweiten Armee erreichten heute gegen Mitteln den Exerzierplatz, den sie unbesetzt fanden. Diese Spitzen kamen in langen, dünnen Fäden, ohne Ahnung von einer so kolossalen feindlichen Macht, wie sie sich gleich darauf vor ihnen zu entrollen begann. anfänglich war das Gefecht ein unbedeutendes, bald aber sahen die Unseren, wie immens die vor ihnen in den Wäldern verstecke Übermacht war. Nur ganz allmälig vermochten sie, die auf dem Marsche befindlichen Truppen herbeizurufen; dieselben waren seit mehreren Tagen bie der Ordnung des Aufmarsches wehr ermüdet worden und kamen bataillonsweise, ermüdet von fünf- und sechsstündigem Marsche, ins Gefecht. Dabei handelte es sich um die Erstürmung formidabler Positionen, wie es die Abhänge des Spichererberges vis-à-vis dem Winterberg sind, die sonst wohlbedachter Dispositionen bedürfen.

Der Kampf wurde von den Unsrigen miteiner wahren Begeisterung und einer die härtere Probe bestehenden Tapferkeit aufgenommen. Die Franzosen hatten ihre Batterien auf den Abhängen etabliert und warfen ihre Geschosse in die wenigen Bataillone. indes der kommandierende General des 8. (Rheinischen) Armeecorps, v. Goeben, übernahm die Leitung des Gefechtes: die Truppe hat in diesen Genial ein unendliches Vertrauen, und die allmälig eintreffenden Verstärkungen an sich ziehend, stürmte sie die Anhöhen mit grossen Verlusten, trotz Granaten, Mitrailleusen und Chassepots, mit welchen letztern die Franzosen au hazard aus der Ferne wirklich viel besser treffen als in der Nähe. Als ich, ein Augenzeuge des ersten Kampfes von der Höhe von Holz herab, am Schlachtfelde eintraf, waren die Abhänge des Spichererberges bereits von unseren Braven gestürmt und der Feind auf die Höhe zurückgeworfen. Es ist ein blutiges Stück Arbeit gewesen, die Zahl der Verwundeten, welche man in die Stadt brachte, sprach davon. Es war rührend, zu sehen, mit welcher innerer Teilnahme, mit welcher Aufopferung Frauen und Mädchen den Leichtverwundeten ihren Arm, ihre Schulter boten, um sie zu führen, mit welcher Unermüdlichkeit sie Erfrischungen herbeitrugen und alles taten, um die Schmerzen der Unglücklichen zu lindern. Die Bürger der Stadt wetteiferten, um sich im Tragen der Bahren abzulösen, in den Lazaretten tätig zu sein und denen, die ihre Leben für sie preisgestellt, durch die herzlichste Teilnahme ihren Dank auszudrücken. Ebenso war es auf der Abdachung des Winterberges, über welchen die Sanitätswagen isch aus dem Gefechte daher bewegten. Die Mägde kletterten auf die zum Schlachtfelde zurückfahrenden Wage, um Verwundete zu pflegen und sie in Lazarette zu schaffen.

Erstürmung des Roten Bergers während der Schlacht von Spichern (C. Röchling)
Erstürmung des Roten Berges (C. Röchling)

Der Kampf tobte auf dem Spichererberg; das Gewehrfeuer knatterte ohne Unterbrechung, die dunklen Linien der kämpfenden Bataillone tragen auf dem Grau des Berges plastisch hervor. Unten zur Rechten im Thal auf de rWiese bei der goldnen Bremm und der Waldesecke rechts spieen die Französischen Geschütze; die unseren hatten sich ihnen gegenüber gestellt und brachten sie zum Schweigen. Irre ich nicht, so wurden erst gegen 4 Uhr unsere 2 Geschütze auf dem Berge linker Seite gegen den Feind geführt.

Von dieser Position aus sah ich dem Kampfe zu. Der Pulverdampf verwischte mir oft die Formen der feindliche Bataillone; das Kleinfeuer hüllte sie in einen fortwährenden Schleier. Keine Pause im Gefecht; heftiger und heftiger tobte der Kampf. Unsere Kavallerie hatte bereits einige wirksame Chargen gemacht. Gegenüber auf dem abschüssigen Plateau pflanzten sich feindliche Batterien auf. von unten herauf wirkten einige unserer Geschütze. Indes waren unsere Truppen dem Feinde bei Weiten an Stärke unterlegen, der nach meiner Berechnung wohl an 20- bis 30,000 Mann in den Kampf gebracht. (Nach dem Französischen Bericht waren 5 Divisionen im Kampfe, also über 50,000 Mann.) Immer neue Truppen warf der Feind uns entgegen. Einmal schon hatten die Unseren ihn zurückgedrängt, er brach wieder vor. Da kamen über den Winterberg auch unsere Verstärkungen heran. Im Laufschritt eilten sie in das Thal und erkletterten die Abhänge, um den Brüdern zu Hülfe zu eilen. Auch einige Batterien pflanzten sich im Thale auf und bewarfen nachdrücklich den Feind. Zeichen sechs und sieben Uhr erst trafen diese Verstärkungen ein. Sechs Stunden also hatten unsere wenigen Truppen mit einer riesigen Übermacht gekämpft, hatten dieselbe sogar aus ihren Positionen auf den Abhängen verdrängt, dieselben mit großen Opfern gestürmt. Um dieselbe Zeit auch pflanzten sich unsere neuen Batterien im Thal auf, währen zwei Geschütze auf der Höhe tapfer und unermüdlich in den Feind hinein feuerten. Gegen sieben Uhr war der Feind auch auf der Höhe zurückgeworfen. Aber nochmals neue Truppen ins Gefecht führend, brach er vor, aber das Gefecht stand, so viel ich sehen konnte, eine halbe Stunde. Endlich wich gegen acht Uhr der Feind über die Höhe zurück. Mehrere am Fusse des Spicherer Berges aufgestellte Reserven, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, zogen sich die Höhen hinauf, um den nötigen Druck auf den Feind zu üben, und dieser hatte das Schlachtfeld aufgegeben, sich gegen Forbach zurückgezogen.

Nicht minder blutig war der Kampf auf unserem rechten Flügel bei Stiering, wo es einigen Bataillonen des 77. und 53. Regiments gelang, nach schweren Opfern den Feind in den Ort zurückzuwerfen.

Angriff gegen Stiering währen der Schlacht von Spichern (C. Röchling)
Angriff auf Stierung und den Spicherer Wald (C. Röchling)

Die Artillerie schwieg bereits um etwa 8 ½ Uhr. Ich eilte zum Winterberg hinüber, um den Rückzug des Feindes zu beobachten, der unter lebhaftem Gewehrfeuer über die Höhe hinweg nach Forbach zu getrieben und, so viel mir gekannt, bis zur Verrerie Sophie gedrängt wurde. Ich glaube, hier machte die Nacht dem heissen Gefecht ein Ende, die Dunkelheit verhüllte ein durch seine locale Romantik höchst interessantes Schlachttableau, ohne den Augen der genängsteten Bevölkerung den Anblick der zahlreichen Krankenwagen zu entziehen, die sich zur Stadt bewegten. Jedes Bataillon hat den Befehl, auf dem Fleck zu campiren, auf welchem es bei Abbruch des Gefechtes stand, un eines neuen Angriffs gewärtig zu sein. Beide Gegner campiren unter einer wunderbar schönen Sternenlicht. Die Bivouacfeuer lodern von den Höhen; es ist ein immenses Schauspiel, ein furchtbares Trauerspiel, denn die Schlachten, die hier geschlagen werden, gehören zu den blutigsten der Kriegsgeschichte."

Am 7. August morgens fügt Wachenhusen hinzu:

"Ich schrieb in der Nacht, wie bei dem gestrigen Gefecht zuerst unsere Spitzen in dünnen Fäden auf dem Exerzierplätze eintrafen. Beteiligt waren nach und nach an dem Gefecht: vom 7. (westfälischen) Armeecorps die 14. Division mit 11 Bataillonen, 4 Batterien und 1 (Düsseldorfer) Husaren-Regiment. Von 8. (rheinischen) Armeecorps das 40. Regiment, 2 Batterien und 3 Schwadronen Husaren. Vom 3. (Brandenburgischen) Armeecorps waren wirklich im Gefecht 5 Bataillone, nämlich vom 12. und 8. (Leib-) Regiment; 3 Jäger-Bataillone, deren Commandeur einen Schuss durch die Brust erhielt. Die Reserve stand am Fusse der Spicherer Höhe. Wir haben einige Hundert Gefangene bis heute Morgen und zwar von 6 verschiedenen Französischen Regimentern des Frossard'schen Corps. Die 14. Division griff Mittags zuerst die ganze Fronte an und zersplitterte wohl ihren geringen Kräfte eine so überlegenen Feinde gegenüber, indem sie nach beidne Seiten vorgehen musste. Erst um halb 3 Uhr Nachmittags kam die erste Hülfe in zwei Batterien des 8. Armee-Corps; um 3 Uhr das 40. Regiment und gleichzeitig erschienen von St. Arnual her die ersten Bataillone des 3. Armee-Corps.

Bis dahin hatte General v. Kamecke den Befehl, allein von diesem Augenblicke ab übernahm ihn der Kommandierende des 8. Armee-Corps, General v. Goeben, und wurden sofort sämtliche Truppen des 40. Regiments und die herangezogenen Truppen des 3. Armee-Corps gegen den feindlichen rechten Flügel, den Wald auf der Ostseite des Spicherer Berges, dirigirt. Unsere Truppen drangen in diesen Wald ein und nahmen ihn trotz dem zähesten Widerstande und einem enormen Schnellfeuer. Aus der Lisière drangen jetzt die Unseren auf die Höhe vor und auf dieser entspann sich ein heisser, anhaltender Kampf, in welchen der Feind dreimal von Forbach her neue Verstärkungen hineinwarf, mit diesen zugleich z einer energischen Offensive übergehend. Wiederum wurde der Feind von den Unsrigen zurückgeworfen.

Auf unserem äussersten linken Flügel wurden wir inzwischen von den gegenüber liegenden Höhen angegriffen; 2 Bataillone des 3. Armee-Corps wurden vom Feinde zurückgewiesen, doch hielten diese ihre Position. Nachdem der Wald auf der Spicherer Höhe von uns genommen worden, wurde eine Batterie von uns hinaufgeschoben, diese fuhr vor demselben auf und warf die vom Feinde versuchten Gegenangriffe entschieden zurück. Das Gewehrfeuer wütete auf dieser abschüssigen Höhe Stunden lang, die Mitrailleusen spielten, mehrmals bedrängte der Feind uns sehr heftig, dennoch ward er siegreich zurückgedrängt. Es war ein heisses Treffen, das bald hier, bald dort andere Chancen zeigte, welche die Verstärkungen des Feindes bewirkten, indes waren unsere Soldaten, trotz Chassepots und Mitrailleusen, jedes Vordringen wieder zurück.

Unserer rechter Flügel, bestehend aus 5 Bataillonen der 14. Division, hatte inzwischen ein sehr blutiges Gefecht auszuhalten. Schon waren unsere Bataillone unter dem heftigsten Gewehrfeuer bis Stiering vorgedrungen, doch wurden sie für einige Zeit vom Feinde wieder zurückgedrängt, bis sie endlich gegen Abend vom General v. Kamecke wieder vorgeführt wurden und den Feind nach Stiering zurückwarfen, wobei einige Häuser dieses Grenzortes in Brand gerieten.

Der Versuch des Feindes, mit starkem Artilleriemassen ins Centrum vorzugehen, hatte keinen Erfolg. Unsere Artillerie ging plötzlich, ihre Batterien heranziehend, bedeutend vor und nötigte den Feind, abzuziehen.

Als die Dunkelheit hereinbrach, machte sich der Rückzug des Feindes bemerkbar, indem er denselben durch eine formidable Kanonade zu decken suchte. Dieselbe verursachte uns wenig Schaden und namentlich unsere auf der linken Seite der Höhe stehende Batterie sah die Mehrzahl der feindlichen Granaten hoch oben in der Luft vor und hinter sich platzen.

Zu erwähnen ist, dass gegen Abend zuerst General v. Zastrow, dann der Ober-Befehlshaber General v. Steinmetz eintrafen und das Commando übernahmen. Unsere Truppen bivouakirten die Nacht hindurch auf dem Platze, den sie zu Ende des Gefechtes inne hatten, der Feind seinerseits kampierte auf den Höhen zwischen Forbach und Kehrbach.

Währen dieses heissen und äusserst blutigen Gefechtes war die 13. Division über Völklingen gegen Forbach dirigirt worden, doch konnte sie erst bei einbrechender Dunkelheit bis gegen Forbach gelangen, wo sie noch zuletzt in eine kleines Gefecht verwickelt wurde.

Weder die Verluste des Feindes noch die unsrigen sind bis jetzt 8 Uhr Morgens, genau zu taxiren. Fortwährend werden noch Gefangene hereingebracht, deren Zahl wohl annähernd 4-500 betragen wird. Viele Französische Offiziere sind darunter. Unser Verlust an höheren Offizieren ist: General v. Francois todt, Major v. Jena schwer verwundet. Auf beiden Seiten sind unverhältnissmässig viele Offiziere todt und verwundet. Wir haben Compagnien, die alle ihre Offiziere einbüssten.

Zur Beruhigung füge ich hinzu, dass für die Pflege der Verwundeten die ausreichendsten und besten Anstalten getroffen waren. Auch die Einwohne von Saarbrücken unterstützen unsere Sanitäts-Compagnien in der liebevollsten Aufopferung. Ganze Wagen voll Frauen und Mädchen fuhren auf das Schlachtfeld, unbesorgt um die überall eingeschlagenen Kugeln, um die Verwundeten verbinden zu helfen, ihnen Erfrischungen zu reichen und sie aus dem Kampfe zu tragen. Es war ein rührendes Bild, alle diese teilnahmsvollen Leute zu sehen, wie sie, die eigene Sicherheit verachtend, sich in den Kugelregen wagten. Ich selbst sah zwei Mädchen, die einen Schwerverwundeten auf ihren Armen aus dem Kampfe trugen, ihn mit ihren Tüchern verbanden und ihn dann erst zum Verbandplatz schafften.

Unsern Truppen waren die Siege schon bekannt, welche der Kronprinz der Mac Mahon und Canrobert errungen, und alle dürsteten danach, gleiche Lorbeeren zu ernten. Sie haben sie geerntet, weh auch viele ihrer Cameraden mit ihren Leichen das Schlachtfeld decken. Zwei Mitrailleusen waren gestern bereits in den Händen der Unsrigen, doch mussten sie dieselben, ohne Unterstützung, stehen lassen. Ebenso wird angegeben, man habe eine Französische Batterie aus demselben Grunde aufgeben müssen.

[Nachschrift] 10 Uhr. Die Resultate klären sich erst jetzt. Der Feind ist total geschlagen. Die 3. Husaren haben heute Morgen Forbach besetzt und die Bagage und das Zeltlager von 2 Divisionen sind in unseren Händen."

 Eine Depesche vom 7. August beschreibt die Schlacht kurz aus französischer Sicht:

"Aus Metz vom 7. d., 6 Uhr Morgens, wird officiell gemeldet: In dem gestrigen Gefecht bei Forbach war das 3. [sic] Corps als Corps allein engagiert und nur unterstützt von 2 Divisionen anderer Corps. Die Corps L'Admirault, Failly und die Garde haben nicht gefochten. Der Kampfe begann um 1 Uhr und schien unerheblich, bald aber legten sich zahlreiche Truppen in dem Walde in den Hinterhalt und versuchten unsere Stellung zu umgehen. Um 5 Uhr schien es, als ob die Preussen zurückgeworfen seine und auf weiteren Angriff verzichteten; aber ein neues Armeecorps kam von Werden an der Saar und nöthigte Frossard zum Rückzuge. Die Truppen, welche heute noch getrennt waren, conentriren sich in der Richtung auf Metz."

Eine weitere Depesche schreibt noch:

"Bei der Action waren beteiligt die Infanterie-Regimenter No. 32, 55, 76, 77, 8, 23, 66, 67, 69, 2, 63, 24, 40, sowie das 10. und 12. Jägerbataillon."

 

Schlacht von Wörth

Deutsche Truppen

V. Armee-Korps

XI. Armee-Korps

Württembergische Feld-Division
(ohne 1. Feld-Brigade)

1. Bayerische Infanterie-Division

4. Bayerische Infanterie-Division

5. Bayerische Infanterie-Brigade

Bayerische Ulanen-Brigade

1. Bayerisches Chevauxlegers-Regiment Kaiser Alexander von Rußland
(1., 2. und 4. Eskadron)

1. Bayerisches Artillerie-Regiment Prinz Luitpold
(4. Batterie)

2. Bayerisches Artillerie-Regiment Brodeßer
(1., 3. und 4. Batterie)

4. Bayerisches Artillerie-Regiment König
(2., 3. und 5. Batterie)

4. Bayerische Feld-Genie-Kompanie
(1 Zug)

Gesamtverluste der deutschen Truppen:
437 Offiziere und 8.649 Mann getötet oder verwundet, 1.444 Mann vermisst

Französische Truppen

1. Armee-Korps (Marschall Mac Mahon)

1. Division (General Conseil Dumesnil) des 7. Armee-Korps (General Felix Douay)

Gesamtverluste der französischen Truppen:
760 Offiziere und ca. 10.000 Mann getötet oder verwundet - 200 Offiziere und 6.000 Mann gefangen

 

Schlacht von Wörth am 6. August 1870
(aus dem Werk des Großen Generalstabes zum Krieg von 1870/71; in der Karte kann gezoomt werden)

 

Im Preußischen Staats-Anzeiger wird die folgende offizielle Relation über die Schlacht bei Wörth veröffentlicht:

"Am 5. August befand sich das Hauptquartier des Kronprinzen zu Sulz, in dessen Umgegend die III. Armee versammelt war. Alle an diesem Tage eingelaufenen Nachrichten stimmten darin überein, dass sich das 1. Französische Corps unter Mac Mahon auf den Höhen westlich Wörth concentrirte und durch Truppen-Zuzüge auf der Eisenbahn verstärke. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz beabsichtigte für den 6. August, das V. Armee-Corps mit der Front gegen die Sauer, östlich Wörth, stehen zu lassen, das XI. Armee-Corps von Sulz gegen Hölschloch und Sauerburg und die Division des General-Lieutenants v. Werder von Aschbach gegen Hohwiller und Reimerswiller vorzuschieben. Das zweite Bayerische Corps sollte auf dem rechten Flügel der neuen Aufstellung verbleiben, das erste Bayerische Corps als Reserve nach der Mitte derselben bei Preuschdorf herangezogen werden. Die Cavallerie-Division sollte in Schöneberg, das Hauptquartier in Sulz verbleiben.

Das V. Corps hatte am Abend des 5. aus dem Bivouac bei Preuschdorf die Vorposten auf die Höhen östlich Wörth vorgeschoben; die des Feindes standen auf den Höhen westlich der Sauer, Gunstett und Wörth gegenüber. Mit Tagesanbruch begannen bei den Vorposten kleine Scharmützel. Der Commandeur der Vorposten des 5. Corps, General-Major Walther von Montbary, glaubte aus den Bewegungen des Feindes schliessen zu müssen, dass derselbe abziehe. Er befahl daher eine Recognoscirung durch ein Bataillon des Regiments No 37, welches durch das Feuer der Vorposten-Batterien unterstützt werden sollte. Der Feind hatte aber, wie sich später ergab, die Linie Fröschwiller-Morsbronn mit allen Waffen stark besetzt, die Artillerie nordöstlich Elsasshausen und bei Albrechtshäuser-Hof in Position.

Um 8 Uhr befahl General von Kirchbach, da ein Angriff für diesen Tag nicht beabsichtigt war, den Kampf einzustellen. Aber bald wurde er auch das lebhafte Feuer beim 2. Bayerischen Corps, so wie das durch die Recognoscirung des Morgens veranlasste Eingreifen der 21. Division wieder aufgenommen. General von Schachtmeyer hatte nämlich um 7 Uhr bei Hölschloch die ersten Kanonenschüsse in der Richtung von Wörth gehört. Dann schwieg das Feuer kurze Zeit, die Division bezog Bivouacs, sah aber auf der Höhe westlich Gunstett ein Französisches Lager. Das genannte Dorf war Preussischerseits von 2 Compagnien und 2 Escadrons des 5. Armee-Corps besetzt. Als aber das Geschützfeuer bei Wörth heftiger wurde, formierte General von Schachtmeyer seine Avantgarde am westlichen Ausgange des Niederwaldes, schickte dem Detachement von Gunstett ein Bataillon zur Unterstützung und dirigierte auch die Artillerie des Gros durch den Niederwald dorthin. Als dann Französische Infanterie im Marsch von der Höhe gegen Gunstett und ferner eine feindliche Batterie in Position sichtbar wurde, erhielt die Avantgarde Befehl, sich zu entwickeln und Gunstett, sowie die Stellung am Sauerbach vorläufig zu halten. Alle 4 Batterien marschirten demnächst auf der Höhe nordwestlich Gunstett auf und eröffneten das Feuer, während sich nun auch das Gros formierte.

Gegen 9 Uhr war die 22. Division Gersdorff bei Sauerburg eingetroffen. Noch ehe das Bivouac bezogen war und während auch hier der Kanonendonner von Wörth gehört wurde, traf eine Benachrichtigung von Seiten der 21. Division und bald darauf der kommandierende General des 11. Armee-Corps, General v. Bose, selber ein. Die 22. Division brach in Folge dessen ebenfalls nach Gunstett auf, zuerst die 43. Infanterie-Brigade mit der Artillerie, dann die 44., beide den Weg um die Südecke des Niederwaldes nehmend. Gleichzeitig wurde Major v. Engel, Adjutant Sr. Hoheit des Herzogs v. Meiningen, zum General v. Werder geschickt, um demselben Mittheilung von der Sachlage zu machen, und traf um 11 Uhr bei demselben ein. Die 22. Division v. Gersdorff dirigierte das Regiment No. 95 und die Artillerie nördlich Gunstett, das Regiment No. 32 links an den Sauerbach. General v. Bose begab sich zur 21. Division, General v. Werder, von dem Marsch der 22. Division unterrichtet, liess sofort von der Division v. Obernitz die Kavallerie-Brigade Graf Schüler und die Infanterie-Brigade Starkloff, deren Gepäck zurückgelassen wurde, mit der dazu gehörigen Artillerie von Reimerswiller über Sauerburg nach Gunstett abrücken. Alles übrige blieb zum Abmarsch Berit in den Bivouacs.

Beim 5. Armee Corps hatte, wie schon erwähnt, bald nach 8 Uhr der wirkliche Angriff der Stellung von Wörth begonnen. Nachdem die Artillerie der Avantgarde das Feuer wieder aufgenommen, erhielt auch die Corps-Artillerie Befehl auf den Höhen östlich Wörth aufzumarschiren. Demnächst wurde die 10. Infanterie-Division in erster Linie, die 9. Infanterie-Division in zweiter Linie, beide à chevaleresk der Strasse von Preuschdorf nach Wörth, aufgestellt. Um 10 Uhr hatten sämtliche 14 Batterien das Feuer eröffnet. Eine Stunde später, als sich die überlegenere Wirkung der diesseitigen Artillerie herausgestellt und auch das 11. Armee-Corps vorwärts Terrain gewonnen hatte, befahl der kommandierende General, dass die Avantgarde Wörth nehmen und sich auf den jenseitigen Vorbergen festsetzen solle.

Der bayerische Hauptmann Ziegler beim verwundeten französischen General Douay in Fröschwiller
Der bayerische Hauptmann Ziegler erreichte den verwundeten französischen General Douay in Fröschweiler

Das 2. Bayerische, sowie das 11. Armee-Corps wurden hiervon unterrichtet. Um 10 ½ Uhr dirigierte sich eine Französische Brigade von Morsbronn her gegen Gunstett. Aber auch Seitens der 21. Division war auf dem rechten Flügel 1 Bataillon des Regiments No. 87 in den Niederwald vorgeschoben worden, und während die um eine zweite Batterie, sowie eine Mitrailleusen-Batterie verstärkte Französische Artillerie feuerte, waren aus dem Gros 2 Bataillone auf Gunstett und 3 in der Schlucht nördlich des Dorfes vorgerückt. Zwischen beiden Teilen stand fortgesetzt die diesseitige Artillerie in Position. Bald darauf erschienen noch 2 Französische Batterien auf der vorliegenden Höhe östlich von Elsasshausen, den Preußischen Angriff flankierend. Dieselben wurden aber wesentlich durch eine nördlich Spachbach aufgestellt Batterie des 5. Armee-Corps abgelenkt. Der feindliche Infanterie-Angriff auf Gunstett wurde zurückgewiesen und die Französischen Schützen nisteten sich jenseits des Sauerbachs ein. Nunmehr erschien die Französische Infanterie in grössern Massen auf den Höhen, scheinbar entschlossen, zum Angriff vorzugehen.

Um 11 Uhr traf General v. Bose in Gunstett ein, die Ankunft der 22. Division, sowie der Corps-Artillerie verheissend. Eine halbe Stunde später unternahm der Feind mit grösseren Kräften einen zweiten Angriff auf Gunstett, welcher bis an die Enceinte des Dorfes durchgeführt wurde. Mit Hülfe des inzwischen eingetroffenen Jäger-Bataillons No. 11 wurde derselbe aber ebenfalls unter grossem Verlust des Feindes zurückgewiesen.

Gegen 12 Uhr erschien nun auch die 22. Division südlich Gunstett, in der Richtung auf Eberbach und Abrechtshäuser-Hof vorgehend, Französische Infanterie in bedeutender Stärke trat ihr von Morsbronn hier entgegen, wurde aber zurückgedrängt und die Divisions-Artillerie Vereinigte sich mit derjenigen der 21. Division. Beide Divisionen des 11. Corps gingen nun in engster Verbindung vorwärts. Zwischen Elsasshausen und Wörth standen Französische Batterien.

Um 12 ½ Uhr ging beim General v. Werder der schriftliche Befehl Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen ein, es solle das Corps Werder nach Zurücklassung eines Regiments südlich Sulz zum Schutze des Hauptquartiers, mit seinen gesammten übrigen Truppen zur Unterstützung des 11. Corps über Graswald durch den Niederwald nach Gunstett abrücken. Die noch zurückgelassene Württembergische Brigade Hügel, sowie die Corps-Artillerie, traten nun sofort an, durch den Niederwald bis westlich Gunstett marschirend; auch die Vorposten und die Division Beyer folgten der Division Obernitz. General v. Werder begann sich nach Gunstett, das soeben von der Brigade Strakloff erreicht war.

Um dieselbe Zeit wurde auch Wörth nach hartnäckigem Kampfe von der Avantgarde des 5. Corps genommen und gegen zwei feindliche Angriffe behauptet. Demnächst wurde die 20. Infanterie-Brigade durch die Regimenter No. 6 und 46 unterstützt und die 18. Infanterie-Brigade besetzte den zwischen Wörth und Spachbach gelegenen Wald mit einem Bataillon. Während diese Bewegungen ausgeführt wurden, traf um 1 ½ Uhr ein Adjutant des Ober-Commandos ein mit der Benachrichtigung, dass Se. Königliche Hoheit der Kronprinz dem 2. Bayerischen und dem 11. Armee-Corps den Befehl zur Fortsetzung des Kampfes erteilt habe und dass das 1. Bayerische Corps im Anmarsch auf Preuschdorf begriffen sei.

Nunmehr befahl General v. Kirchbach das Avancieren des ganzen 5. Armee-Corps in der Richtung auf Fröschwiller und General v. Bose sagte auf eine bezügliche Mittheilung ein vorgehen seinerseits gegen die feindliche rechte Flanke zu. Beim 11. Armee-Corps war um 12 ¾ Uhr die Corps-Artillerie eingetroffen. Demnächst erhielt die Infanterie des Gros der 21. Division, General v. Thile, Befehl südlich Spachbach die Sauer zu überschreiten und mit aller Energie gegen Elsasshausen vorzugehen. Ein Theil der Artillerie blieb bei Gunstett in Position, der Rest passierte das Dorf und folgte der Infanterie.

Um 1 Uhr, in dem Augenblicke, als das Corps die Sauer überschritt, traf beim General v. Bose der Befehl Sr. Königlichen Hoheit ein, dass das Corps sich gegen Wörth dirigieren solle. Um dieselbe Zeit erschien auf dem linken Flügel die Württembergische Kavallerie und gegen 2 Uhr dirigierte sich das Corps gegen Elsasshausen. Die 21. Infanterie-Division nahm den Weg theils durch den in der Nähe belegenen Niederwald, theils längs der nach Wörth führende Chaussee, erreichte nach blutigem Kampf unter grossem Verlust die Nordlisiere dieses Waldes und beteiligte sich mit einigen Bataillonen an dem durch Truppenteile des 5. Armee-Corps unternommenen Angriff auf das brennende Elsasshausen. Um 2 Uhr war dasselbe in unseren Händen. Bei dieser Gelegenheit wurde Rittmeister v. Bose, Adjutant beim General-Commando 9. Armee-Corps, verwundet und kurz darauf General v. Bose in die Hüfte geschossen. Derselbe blieb trotzdem zu Pferde an der Spitze des Corps.

Eine Viertelstunde später begann der Feind von Fröschwiller aus gegen Elsasshausen offensichtlich mit Infanterie, einem Cürassier-Regiment und einem Ulanen-Regiment vorzugehen. Das Feuer der diesseitigen Infanterie und Artillerie wies den Angriff entschieden zurück. Nun dirigierte sich Alles gegen das Dorf Fröschwiller. General v. Bose wurde durch den Fuss geschossen, dem Chef des Generalstabes das Pferd erschossen und der dritte Generalstabs-Offizier, Premier-Lieutenant v. Heineccius vom Regiment No. 88 getötet, auch zwei Stabs-Ordonnanzen verwundet.

Nun drang General-Lieutenant v. Gersdorff mit den Truppen der 22. Division von Westen, Truppen der 21. Division in Gemeinschaft mit der Württembergischen Brigade v. Starkloff von Süden, und Truppen des V. Corps von Osten in Fröschwiller ein, welches um 3 ½ Uhr genommen wurde unter Wegnahme von Tausenden von Gefangenen. Der Rest des Feindes zog sich in wilder Flucht gegen Reichshoffen und in das Jägerthal zurück. Die Brigade Starkloff, welcher die Direction auf Eberbach gegen den äussersten rechten Flügel der Französischen Aufstellung gegeben war, hatte, durch Terreainhindernisse veranlasst, die Direction über Fröschwiller hierher eingeschlagen. Das 11. Armee-Corps sammelte sich dann, vom Kampf ermüdet, südlich Fröschwiller, während das 2. Hessische Husaren-Regiment No. 14, welches über Gunstett und Eberbach marschirt war, die Verfolgung gegen Reichhoffen fortsetzte und südlich dieses Ortes 1 Geschütz, 42 Fahrzeuge, 200 Gefangene und 200 Pferde wegnahm. Um 5 Uhr war das Gefecht hier zu Ende.

Die Württemberger in der Schlacht von Wörth (G. Bleibtreu)
Angriff der Württemberger auf Fröschweiler (G. Bleibtreu)

Beim General v. Werder war schon um 2 ¼ von Sr. Königlichen Hoheit dem Ober-Commandirenden der Befehl eingetroffen, die Württembergische Division über Gunstett, Eberbach auf Reichshoffen zu dirigieren, um die Franzosen von der Rückzugslinie abzudrängen, die Badische Division aber bei Sulz zu belassen. Letztere war indessen schon bis Sauerburg marschirt. Nach der Schlacht bivouakirte das 5. Corps nordwestlich Fröschwiller. Die Württembergische Kavallerie-Brigade erbeutete noch bei Reichshoffen Geschütze und Trains, sowie Bagage, und machte zahlreiche Gefangene. Auch das Kurmärkische Dragoner-Regiment No. 14 nahm an der Verfolgung Theil. Die 21. Division bivouakirte zwischen Elsasshausen und Wörth, das Husaren-Regiment No. 14 unweit Reichshoffen, die 22. Division mit dem rechten Flügel an dem Wege von Fröschweiler nach Gundershofen, der linke Flügel längs des Elberbaches nahe der Chaussee von Fröschweiler nach Reichshoffen.

Die Badische Division hatte vom General v. Werder um 3 ½ Uhr Befehl erhalten, nach Gunstett zu rücken, die Württembergische Corps-Artillerie, Brigade Hügel und Reitzenstein bivouakirten bei Eberbach, Brigade Starkloff bei Elsasshausen, die Kavallerie-Brigade bei Reichshoffen. Die Kavallerie-Brigade La Roche war gegen den Hagenauer Wald zurückgelassen worden."

Der Bericht des Marschalls Mac Mahon an Kaiser Napoleon III. wurde in der französischen Amtszeitung veröffentlicht:

"Zabern, 7. August. Sire! Ich habe die Ehre Ew. Majestät zu berichten, dass am 6. August das erste Armeecorps, nachdem es sich gezwungen gesehen hatte, die Stadt Weissenburg zu räumen, folgende Stellungen einnahm, um die Eisenbahn von Strassburg nach Bitsch und die wichtigsten Strassen, welche den östlichen und den westlichen Abhang der Vogesen mit einander verbinden, zu decken. Die 1. Division stand auf dem rechten Flügel vor Fröschwiller, der linke war in der Richtung von Reichshofen auf einen Wald gestützt, welcher dieses Dorf deckt. Sie detachierte zwei Compagnien nach Neuviller und eine nach Jägersthal. Die 3. Division besetzt mit der 1. Brigade eine Contre-Fort, das sich von Fröschwiller detachiert und sich in einer Abdachung gegen Görsdorf endigt; die 2. Brigade stützte ihre Linke auf Fröschwiller und ihre Rechte auf das Dorf Elsasshausen. Die 4. Division bildete eine gebrochene Linie zur Rechten der 3. Division, ihre 1. Brigade stand Gunstett und ihre 2. dem Dorfe Morsbronn gegenüber, das sie aus Mangel an hinreichender Stärke nicht hatte besetzen können. Die Division Dumesnil vom 7. Corps, die sich am 6. d. ganz frühe mit mir vereinigt hatte, war hinter der 4. Division aufgestellt. Als Reserve befand sich die 2. Division hinter der 2. Brigade der 3. Division und der 1. Brigade der 4. Endlich stand weiter rückwärts die leichte Cavalleriebrigade unter dem Befehle des Generals Septeuil und die Cürassierdivision des Generals Bonnemain; die Cavalleriebrigade Michel unter dem Befehle des Generals Dubesmes stand hinter dem rechten Flügel der 4. Division.

Des Morgens um 7 Uhr fand sich der Feind vor den Höhen vor Görsdorf ein und begann die Action mit einer Kanonade, welcher bald ein ziemlich lebhaftes Feuer von Schützen folgte, gegen die erste und die dritte Division. Dieser Angriff war so entschieden, dass die erste Division eine Frontveränderung vorwärts auf ihrem rechten Flügel machen musste, um den Feind zu verhindern, die allgemeine Stellung zu umgehen. Ein wenig später vermehrte der Feind die Anzahl seiner Batterien bedeutend und eröffnete das Feuer auf das Centrum der Stellungen, die wir auf dem rechten Ufer des Sauerbachs einnahmen. Obwohl ernster und accentuirter als die erste, die sich übrigens fortsetzte, war die zweite Demonstration doch nur ein Scheinangriff, der lebhaft zurückgeschlagen wurde.

Angriff der französischen Kürassiere bei Reichshoffen (A. Morot)
Angriff der französischen Kürassiere bei Reichshoffen (A. Morot)

Gegen 12 Uhr richtete der Feind seinen angriff gegen unsere Rechte. Wolken von Scharfschützen auf bedeutende Infanteriemassen gestützt und durch mehr als 60 Geschütze gedeckt, die auf den Anhöhen von Gunstett aufgestellt waren, stürzten sich auf die 2. Division und auf die 2. Brigade der 3. Division, welche das Dorf Elsasshausen besetzt hielten. Trotz der mehrmals wiederholten kräftigen Offensivbewegungen, trotz des sehr gut gerichteten Feuers der Artillerie und mehrerer glänzender Angriffe der Cürassiere wurde unsere Rechte nach einem mehrstündigen hartnäckigen Widerstand über flügelt.

Es war 4 Uhr. Ich befahl den Rückzug. Derselbe wurde von der 1. und 2. Division gedeckt, die eine gute Haltung hatten und den andern Truppen den Rückzug möglich machten, ohne zu lebhaft beunruhigt zu werden. Der Rückzug wurde über Niederbronn nach Zabern bewerkstelligt, woe die Division Guyot de Lesquart vom fünften Armeecorps, die daselbst angekommen war, Stellung nahm und sich erst in später Nacht zurückzog. Genehmigen Sie etc. Mac Mahon"